Vor wenigen Tagen sorgte der Bericht von 30 trächtigen Kühen, die über Umwege nach Marokko gebracht werden sollen, für große Aufregung. In Bayern herrscht ein Abfertigungsverbot für Transporte in 18 Staaten, darunter auch Marokko. Doch die findigen Transporteure nutzten ein Schlupfloch und schickten die Tiere kurzerhand nach Niedersachsen, von wo aus sie nach Marokko transportiert werden sollen. Ein Umweg von 1.000 Kilometern, der die Reise für die armen Tiere noch beschwerlicher macht.
Nun zeigt sich aber, dass – wie in vielen anderen Fällen auch – der Transport dieser Kühe, der vorgeblich dem Herdenaufbau dienen sollte, in Wahrheit ein verdeckter Schlachttransport ist. Zumindest behaupten dies die Abgeordneten im Landtag von Niedersachen, die sich kürzlich gegen die Tiertransporte aussprachen und ein Exportverbot forderten. Damit sind sie auf einer Linie mit Abgeordneten des Europaparlaments, die in einem eigenen Ausschuss an Verschärfungen der Transportbestimmungen arbeiten.
Alle wissen es – niemand handelt
In der Vergangenheit hatten Dokumentationen wie jene von Filmemacher Manfred Karremann die katastrophalen Bedingungen bei Tiertransporten aufgezeigt. Und Experten wie Alexander Rabitsch hatten mehrfach nachgewiesen, dass Tiertransporte in zentralasiatische oder nordafrikanische Länder falsch deklariert wären. Dies diene der Umgehung von Transportbeschränkungen, in Wahrheit würden keine Herden aufgebaut, sondern die Tiere nach der Geburt der Kälber vor Ort direkt eschlachtet.
„Wir alle wissen doch: In Wirklichkeit sind es Schlachttiere. Und jeder Transport eines Schlachttieres, das auch hier hätte geschlachtet werden können, ist ein unnötiger Transport!“ sagte eine Abgeordnete in Niedersachsen laut Medienberichten. Wenn es alle wissen, dann stellt sich die Frage, wieso die Politik immer noch nicht handelt und jedes Jahr massenhaft Tiere aus Europa um die halbe Welt gekarrt werden. Der Fall mit der innerdeutschen Umgehung zeigt, dass eine nachhaltige Lösung nur auf EU-Ebene getroffen werden kann.
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