Wie verrückt darf es noch werden? Chinesische Boote fischen die Küsten vor Gambia leer, um direkt vor Ort in eigenen Fabriken billiges Fischmehl zu erzeugen – welches dann nach Norwegen gebracht wird, wo es in der Lachszucht verfüttert wird. Wenn der edle Fisch dann geräuchert in Deutschland oder Österreich am Teller landet, vielleicht auch noch mit einem Gütesiegel ausgestattet, dann landet dort also auch die Ausbeutung Afrikas.
Der Spiegel hat kürzlich gezeigt, dass unsere Vorstellungsgabe manchmal gar nicht ausreicht, um sich die Absurditäten der Nahrungsmittelindustrie auszumalen. Alles, was irgendwie Profit bringt, wird gemacht. Dass ausgerechnet China mit großen Investitionen in Afrika und absoluter Rücksichtslosigkeit zum Zulieferer der europäischen Lachszucht wird, einem Milliarden-Euro-Markt, hätte sich kaum jemand vorstellen können.
Der Fisch wird für die Einwohner unleistbar
Die Auswirkungen dieses Raubbaus sind nicht nur für das ökologische Gleichgewicht im Meer fatal, sie schaden auch der wirtschaftlichen Entwicklung vor Ort. Die traditionellen kleinen Fischer, die seit Generationen vom nachhaltigen Fang leben, sehen sich plötzlich mit leeren Netzen konfrontiert, weil die großen chinesischen Industrie-Schiffe im Eiltempo alles rausholen. Die Folgen: Der eigene Fisch wird für die Einwohner unleistbar.
Auch giftige Abwässer von den chinesischen Fabriken, die bei der Mehlproduktion entstehen, werden nachweislich ins Meer geleitet. Und von der Fischmehl-Produktion profitieren nur wenige der Anwohner, denn die Prozesse sind weitestgehend automatisiert, viele Arbeitsplätze entstehen dabei nicht. Der Profit bleibt bei den chinesischen und europäischen Konzernen, den Schaden haben die Menschen in Afrika.
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