AIA. Ist Ihnen dieses Kürzel schon einmal im Supermarkt begegnet? Rote Schrift auf weißem Grund, ein grüner Rahmen rundherum, so findet es sich auf zahlreichen Hühnerfleisch-Packungen. Hinter diesem Kürzel verbirgt sich die „Agricola Italiana Alimentare“. Oder zu Deutsch: Italienische landwirtschaftliche Lebensmittel. Klingt doch irgendwie nett.
Die wenigsten Menschen wissen, dass das mit dem „AIA“-Logo gekennzeichnete Hühnerfleisch, das sich massenhaft etwa in den Kühltheken des österreichischen Handelsriesen SPAR befindet, aus Italien stammt. Und dass die Hühner, aus dessen Fleisch die Produkte gemacht werden, zuvor mit genmanipuliertem Soja gefüttert wurden.
Katastrophale Zustände in AIA-Fabrik
Und noch weniger wissen, dass „AIA“ eine Marke der „Gruppo Veronesi“ ist, einem der größten Agrarkonzerne Italiens mit einem Umsatz von über 3 Milliarden Euro jährlich. Ein Gigant also, der nicht nur Italien mit Lebensmitteln versorgt, sondern eben auch den SPAR-Konzern, den Supermarkt MRPREIS sowie den Großhändler TRANSGOURMET.
Ein umstrittener Gigant, denn es ist erst drei Monate her, da erschütterte ein Skandal ganz Italien. Im Zentrum: AIA. Wie die deutsche Tagesschau aufdeckte, wurden gravierende Tierschutz-Verstöße in Fabriken dokumentiert, die Zustände dürften katastrophal gewesen sein. Bildmaterial zeigte verstörende Szenen, in ganz Europa war der Aufschrei groß.
Vorsätzliche Misshandlung von Tieren
Man sah plattgetretene Hühner, die tot neben ihren Artgenossen lagen. Auch Kannibalismus wurde auf den Videoaufnahmen festgehalten, dazu noch ein brutales Vorgehen von Mitarbeitern gegenüber lebendigen Tieren. Ohne Betäubung wurde ihnen einfach der Hals gebrochen, ein klarer Verstoß gegen das geltende europäische und italienische Recht.
Die Bürgerinitiative oekoreich rief SPAR und alle anderen Handelsunternehmen in Österreich, die noch Ware von AIA im Sortiment hatten, dazu auf diese auszulisten und endlich auf heimische Anbieter zu wechseln. Denn die Haltungs-Bedingungen gerade bei Hühnern sind in Österreich im Schnitt weitaus besser als in anderen EU-Ländern.
Immer noch massenhaft AIA-Fleisch bei SPAR
SPAR ließ damals wissen, dass man nur einen „ganz kleinen Teil“ an Hühnerfleisch von AIA im Sortiment habe. Und daran hat sich, wie eine erneute Nachschau nun zeigt, nichts geändert. Doch so wenig dürfte das gar nicht sein, denn die Kühltruhen in den SPAR-Geschäften sind im ganzen Land gut gefüllt mit diversen AIA-Produkten.
Dort finden sich „Hähnchenunterschenkel“, neben „Hendl Filet“, „Hendl Filetschnitzel“ und allerlei anderen Import-Erzeugnissen. Und das, obwohl es eigentlich gar nicht so ein müsste. Denn wenn man der heimischen Geflügelwirtschaft glaubt, dann könnte sie all die benötigte Ware mit genügend Vorlauf auch liefern. Woran hakt es also?
Eine Frage des Preises?
Könnte sein, dass es war mit dem Preis zu tun hat. Die Anlagen in Italien sind größer, die Haltungsbedingungen schlechter, das Futter billiger. Das ermöglicht Einkaufspreise, wie sie in Österreich offenbar nicht möglich sind – glücklicherweise, denn je billiger produziert wird, umso schlechter geht es in der Regel den Tieren, der Natur und auch den Landwirten.
Kürzlich verkündete INTERSPAR stolz, dass in seiner Gastronomie künftig zu 100 Prozent Fleisch aus Österreich zu finden sei. Zweifelsfrei ein wichtiger und guter Schritt. Für die Kühlregale dürfte das derzeit aber noch nicht gelten, was Zweifel an der Ernsthaftigkeit der SPAR-Konzerns aufkommen lässt. Denn wieso da, aber nicht dort?
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