Es ist ein Fall, wie er vermutlich jeden Tag irgendwo in Österreich und anderen Ländern Europas vorkommt. Und doch verstören die mit dem Handy aufgenommenen Bilder und vor allem die lebhaften Schilderungen der oekoreich-Leserin, die uns kürzlich kontaktierte. Was sie selbst vor wenigen Tagen an einer Raststation in der Steiermark erlebte, das hat sie tief erschüttert. Und weil sie möchte, dass möglichst viele Menschen selbst aktiv werden und den armen Tieren helfen, hat sie sich entschieden uns zu kontaktieren. Aus der Entfernung ist ihr ein bei der Raststation Gralla in der prallen Sonne parkender Tiertransporter aufgefallen, als große Tierfreundin konnte sie nicht einfach daran vorbeifahren.
Sie näherte sich und ließ das Fenster ihres Autos runter und hörte schon aus der Ferne die lauten Schreie der Rinder im glutheißen Transporter. „Das Gebrüll der Tiere hat mich im Herzen getroffen, das kann man sich kaum vorstellen“ schildert sie das Erlebte. Die Ventilatoren des LKW waren nicht in Betrieb, im Innenraum des Transporters könnte es damit leicht bis zu 50 Grad erreicht haben. Sie konfrontierte den Fahrer des LKW, der laut Nummernschild aus Ungarn stammt und laut Aufschrift auf der Rückseite einem Unternehmen gehört, das sich auf Lebendtiertransporte spezialisiert hat. Er möge sich doch bitte zumindest in den Schatten stellen, so ihr Appell an den Fahrer.
Polizistin ruft zur Zivilcourage auf
Dieser reagierte unwirsch, aber setzte den Transporter wieder in Bewegung, offenbar war ihm die Situation unangenehm und er fühlte sich ertappt. Nach eigenen Angaben war er mit Zielort Slowenien unterwegs, offenbar ein Transit-Schlachttransporter. Die beherzte oekoreich-Leserin kontaktierte trotzdem die Polizei, die sich offen und interessiert zeigte. „Die Polizistin hat mir gesagt, man soll solche Fälle unbedingt der Polizei melden. Am besten auch die Nummerntafel notieren und durchgeben“, so die Tierfreundin. Die Tiere wären auf die Zivilcourage der Menschen angewiesen, in solchen Situationen solle man die Polizei rufen und den Tieren am besten etwas Wasser geben, so der Tipp.
Bis zu 100 Millionen Tiere werden jährlich alleine auf Österreichs Straßen lebendig transportiert, ungefähr die Hälfte davon in Transit-Transporten. Doch auch zigtausende Kälber werden lebendig bis nach Spanien oder Holland transportiert, dazu kommen noch Tiere, die für den Schiffstransport bestimmt sind. Tausende Kilometer lange Fahrten liegen hinter ihnen, wenn sie die Ziele in Marokko oder im Nahen Osten erreichen – viele sterben auch schon unterwegs. Der EU-Abgeordnete Thomas Waitz hat in zahlreichen Straßenkontrollen auf das Elend der Tiere hingewiesen, doch solange die europäische Gesetzgebung sich nicht ändert, wird ihr Leiden weitergehen.
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