Seit Jahren wird darüber diskutiert, ob und wie man die Kennzeichnung von Lebensmitteln verbessern kann. Dabei geht es einerseits um die Herkunft der Rohstoffe und Produkte, das fordern vor etwa die Vertreter*innen von Landwirten, die unter den Importen leiden, die oftmals unter deutlich niedrigeren Standards produziert wurden. Andererseits geht’s aber auch um qualitative Aspekte wie Tierwohl und Umweltauswirkungen, wie vom erfolgreichen Tierschutzvolksbegehren gefordert.
Nutri-Score, Eco-Score und Food Compass
Nicht zuletzt spielt bei der Debatte auch der gesundheitliche Aspekt eine große Rolle. Viele Fertigprodukte enthalten viel zu viel versteckten Zucker, Fett oder Salz, ultrahochverarbeitete Lebensmittel sind insbesondere für Kinder und Jugendliche eine Gefahr. Expert*innen schlagen daher vor entweder einen „Nutri-Score“ oder einen „Eco-Score“ einzuführen, zweiteres Modell würde auch die ökologischen Dimensionen abbilden – also etwa den CO2-Fußabdruck.
Nun wird die Diskussion um eine weitere Entwicklung bereichert, die kürzlich in der Fachzeitschrift „Nature Food“ publiziert wurde. Die Forscher*innen einer Universität in Boston haben mit dem „Food Compass“ ein Instrument entwickelt, das viele verschiedene Faktoren zusammenfasst und in ein leicht verständliches Zahlensystem gießt. Die gesündesten Lebensmittel haben die höchste Punktezahl, die ungesündesten erreichen nur eine sehr geringe Bewertung.
Wirtschaftliche Partialinteressen verhindern Fortschritt
Seitens der Politik wird in Österreich bereits seit längerem über mehr Transparenz bei Lebensmitteln diskutiert. Aktuell befinden sich mehrere Verordnungsentwürfe des Gesundheitsministeriums in innerkoalitionärer Abstimmung – die Gründe für die Blockade der angestrebten Herkunftskennzeichnung scheinen aber politischer bzw. wirtschaftlicher Natur zu sein. Zumindest deutet vieles darauf hin, wie kürzlich der Eklat um ein Interview eines hochrangigen Wirtschaftskammer-Funktionärs zeigte.
Auf europäischer Ebene ist man da schon deutlich weiter. Gegenwärtig wird mit Spannung ein neuer Entwurf der Europäischen Kommission zur Überarbeitung der Informationen für Verbraucher*innen erwartet. Im Vorfeld dessen hat das große Lobbying der Industrieverbände bereits begonnen. So hat die Palmöl-Lobby kürzlich verlautbart, dass sie den Produktzusatz „Frei von Palmöl“ ablehnen würde. Kein Wunder, entgeht den Produzenten doch auf diese Weise viel Geld.
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