Der Anstieg der Lebensmittel in Österreich geht ungebremst weiter. Wie die AK nun veröffentlichte, sind insbesondere Lebensmittel betroffen, die im hohen Maße konsumiert werden – etwa Nudeln, Öl und Butter. Bei Nudeln sollen es sogar 50 Prozent sein, bei Öl sind die Kosten um ein Drittel gestiegen und bei Butter sind es fast ein Viertel. Die Hintergründe dafür sind komplexer als auf den ersten Blick ersichtlich, wie ein Beispiel zeigt.
Weißrussland ist gegenwärtig vor allem durch den sich zuspitzenden Konflikt zwischen der Europäischen Union und Russland im Gespräch – und der brutalen Vorgehensweise des von Expert*innen als „letzten europäischen Diktators“ bezeichneten Machthabers gegenüber seinen Kritiker*innen. Ein Konflikt, der unmittelbar Auswirkungen auf uns alle hat, nicht nur in Form von Flüchtlingen, die als Druckmittel über die EU-Grenzen geschickt werden.
Die wenigsten Menschen wissen, dass wir ganz unmittelbar über unsere Teller mit Weißrussland verbunden sind. Weißrussland gehört zu den wichtigsten globalen Lieferanten von Kunstdünger, etwa von Kalisalz. Die staatliche weißrussische Düngermittel-Industrie erzeugt Schätzungen zu folge bis zu 15 Prozent des weltweiten Bedarfs, in die EU dürfen sie aufgrund von Sanktionen seit Sommer 2021 nicht mehr geliefert werden.
Energiekosten übertreffen Rohstoff-Mehrkosten deutlich
Doch Länder wie Brasilien nehmen weiterhin große Mengen ab und sind auf den steten Fluss an Lieferungen angewiesen. Mit dem Kunstdünger werden dort die gigantischen Flächen bearbeitet, auf denen Futtermittel wie Soja oder auch massenhaft Fleisch erzeugt werden. Das Soja wird dann entweder direkt vor Ort verfüttert oder über tausende Kilometer hinweg bis nach Europa gebracht – wo es etwa im Futtertrog der AMA-Schweine landet.
Auch Länder wie die USA und Kanada, wo sehr viel von dem Weizen angebaut wird, der dann in Italien zu Nudeln verarbeitet wird, hängen an dem Düngemittel-Tropf aus Europa. Für die Erzeugung von Kunstdünger wird wiederum extrem viel Energie benötigt, was in Zeiten steigender Gaspreise zu einer Verteuerung der Produkte führt. Denn höhere Düngermittel-Kosten bedeuten auch höhere Futtermittel-Kosten.
Auch beim Brot sieht man die hohe Bedeutung der Energiekosten. Weil alle Unternehmen auf energieintensive Kühlungssysteme angewiesen sind, wirken sich gestiegene Gaspreise unmittelbar auf die Brotpreise aus. Die Verteuerung der Lebensmittel im Supermarkt oder in den Bäckereien hat also nicht primär etwas mit einer Verknappung von Weizen & Co zu tun, sondern vielmehr mit globalen Warenströmen und höheren Energiekosten.
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