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Meinung

Landwirte verzweifelt: „Einige Cent für uns Bauern, bis zu 300 Prozent für den Handel“

Container von Handelskonzernen, die den Bauern am Land das Geschäft vermiesen: Heftige Kritik gab es zuletzt von Landwirten an neuen Strategien der Multis. Sie sprechen von einem kranken System - und haben Recht damit.

4/25/2021
  • Landwirtschaft
  • Ernährung
Landwirte verzweifelt: „Einige Cent für uns Bauern, bis zu 300 Prozent für den Handel“

Egal was der Kunde bezahlt, der Bauer bekommt einige Cent davon, der Handel streicht bis zu 300 Prozent ein. Ich musste das jetzt loswerden, weil ich echt so enttäuscht bin, dass sich diesem kranken System niemand entgegenstellt“ schrieb kürzlich Bäuerin Silvia Kienreich vom Biohof Kienreich in sozialen Netzwerken und traf damit den Nerv der Nation. Anlassfall für ihre öffentliche Kritik war die Aufstellung von 4 „Billa Regional Boxen“ in Kärnten, die von Landwirten als Bedrohung ihrer Direktvermarktungsaktivitäten gesehen wird.
 
Hunderttausende Menschen vernahmen die Kritik der Bäuerin, viele teilten sie auch. Es folgten zahlreiche Solidaritätsbekundungen und die lapidare Reaktion des REWE-Konzerns, es würden doch auch regionale Anbieter in den rund 11 Quadratmeter großen Boxen gelistet werden. Wie viele der über 200 Artikel tatsächlich aus der Region oder zumindest nachweislich von heimischen Bauern stammen, das wurde allerdings nicht bekanntgegeben. Nach den negativen Erfahrungen mit „Bio Billa“ darf man wohl zurecht skeptisch sein.
 
Regionale Boxen: Vom Ausland ins Dorf?
 
Es soll sich jedenfalls auch um Honig, um Nudeln und um Säfte handeln, gibt das Unternehmen bekannt. Ob es sich um Nudeln handelt, in denen ausländische Eier aus Käfighaltung verarbeitet wurden oder um Säfte, die aus chinesischem Konzentrat gepanscht wurden, wie wir sie üblicherweise in den Supermarktregalen finden, bleibt also offen. Und es muss wohl davon ausgegangen werden, dass weder BILLA noch sonst ein Handelsmulti jetzt eine eigene Markenschiene für die „Regional Boxen“ kreiert. Das wäre zu begrüßen.
 
Doch am Ende steht der Profit der Konzerne im Vordergrund, nicht die Förderung der heimischen Landwirtschaft oder der Erhalt der Natur. Und bei der aktuellen Kritik von Landwirten an den Containern sollten wir auch genauer hinhören. Wenn es nur wenige Cent für die Produzenten gibt, die immer öfter zum Aufhören gezwungen werden, aber Milliarden-Profite für die Händler, dann handelt es sich tatsächlich um ein krankes System, da hat die Bäuerin recht. Und das sollte uns alle als Konsumenten auf den Plan rufen.
 
Am Rande der Konsumenten-Täuschung
 
Denn viel zu oft wird uns eingeredet, wir wären schuld am Niedergang der kleinbäuerlichen Landwirtschaft. Wir sollten doch einfach nicht mehr hingreifen, wenn uns die Handelskonzerne die ausländische Tierqual ins Regal legen. Die Wahrheit ist aber, dass die Importe schön verpackt daherkommen und dass eine am Rande der Täuschung befindliche Aufmachung der Produkte viele Menschen fehlleitet. Sind wir selbst schuld, wenn wir uns täuschen lassen? Ja und nein. Mitverantwortlich sind wir natürlich.
 
Aber erst wenn die Handelskonzerne gezwungen werden die Herkunft der verarbeiteten Produkte offenzulegen, erst wenn sie hart gestraft werden bei Lug und Trug, erst dann können wir von echter Mitbestimmung in den Supermärkten sprechen. Bis dahin bleibt uns nur kritisch zu hinterfragen – und die lokalen Anbieter zu unterstützen. Wir sollten direkt bei unseren Bauern kaufen, wenn wir können. Und wir dürfen uns nicht einreden lassen, wir wären schuld daran, dass die Konzerne auf Tierqual und Naturzerstörung setzen.


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