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Der neue Bio-Schmäh: Importierte Eier, Honig & Palmöl aus dem Nirgendwo

Billig-Bio boomt derzeit in den Supermärkten - doch wo kommt es her und wie wurde es wirklich erzeugt? Über die importierten Eier, Honig & Palmöl, die mit dem EU-Bio-Siegel ausgezeichnet wurden.

4/15/2021
  • Ernährung
  • Landwirtschaft
Der neue Bio-Schmäh: Importierte Eier, Honig & Palmöl aus dem Nirgendwo
BILLA
"Bio Billa"-Produkte von REWE

Bio-Gurken aus dem spanischen Plastikmeer – der Kommentar bei oekoreich vor wenigen Tagen sorgte für große Aufregung. Viele Menschen fragten sich zurecht: Was denkt sich BILLA dabei, just in einer Region sein Gemüse anbauen zu lassen, wo eklatanter Wassermangel herrscht und Arbeitsausbeutung dokumentiert ist? Und wieso landen diese Gurken dann eingeschweißt in Plastik im Regal, ausgeschildert mit einem Bio-Gütesiegel?
 
Doch wie sich nun zeigt, ist damit noch gar nicht die Spitze des Gipfels erreicht. Denn im neuen „Bio Billa“-Sortiment findet sich auch der Waldhonig aus außereuropäischer Herkunft, Waffeln mit Eiern aus dem Ausland und ein Haselnuss-Aufstrich mit Palmöl. Die neue Linie sollte wohl das nachhaltige Image des REWE-Konzerns etwas aufpolieren, doch das Auslands-Bio in Plastik wird immer mehr zum verständlichen Aufreger bei Konsumenten.
 
Das neue „Bio“ aus dem Nirgendwo
 
Keine Frage: Die Lebensmittel werden wohl zurecht das EU-Bio-Siegel tragen. Und Bio ist grundsätzlich sehr wertvoll. Doch was bedeutet das, wenn damit unter Umständen dennoch katastrophale ökologische Auswirkungen verbunden sind, wie wir sie in den wasserarmen Regionen Spaniens sehen können? Und was bringt ein Bio-Siegel für Waldhonig, wenn dieser im Irgendwo angebaut wurde, vielleicht sogar in den Wäldern Chinas? Wir wissen es nicht und erfahren es wohl auch kaum.
 
Auch bei der „Bio-Dinkelwaffel“ findet sich nur der Hinweis, dass die Zutaten sowohl aus europäischer als auch aus außereuropäischer Landwirtschaft stammen. Woher kommen dann also konkret die Eier? Aus Österreich jedenfalls nicht. Und natürlich ist regionale Erzeugung nicht in jedem Fall automatisch besser, aber gerade, wenn es um Honig oder um Eier geht, kann man sich getrost auf den österreichischen Standard verlassen und heimische Bauern unterstützen.
 
Keine Transparenz, kein bewusster Konsum
 
Das gleiche Problem gibt es beim „Bio-Palmöl“. Weder erfährt der Konsument auf der Packung, wo genau es angebaut wird, noch sagt das Gütesiegel etwas über die sozialen Standards bei der Erzeugung aus. Diese Intransparenz macht es sehr schwer selbst eine bewusste Konsumentscheidung zu treffen. Und daher bleibt oftmals nur der Verzicht, möchte man sich aus gutem Grund keinesfalls an Kinderarbeit und Naturzerstörung beteiligen.
 
Gurken aus dem Plastikmeer sowie Honig und Palmöl aus dem Nirgendwo sind nur drei ganz aktuelle Beispiele dafür, wieso der neue „Bio“-Boom hochproblematische Aspekte besitzen kann. Während heimische Produzenten auf ihrer Ware sitzenbleiben, wird günstige Bio-Ware aus dem Ausland importiert. Die vor allem auch beim Transport eine Menge an Schadstoffen produziert, denn die viel gepriesene „Bio-Avocado“ reist ebenfalls tausende Kilometer zu uns.
 
Lange Transporte und lasche Kontrollen relativieren Bio
 
Aber nicht nur Avocados, auch Paprika, Tomaten oder Erdbeeren legen eine lange Reise zurück, um bei uns als „Bio“-Alternative für großes Geschäft zu sorgen. Bereits vor Jahren wurde dokumentiert, wie groß die Importquote insbesondere bei Obst und Gemüse ist. So sind rund 95 Prozent der Bio-Paprika in Deutschland importiert, bei Tomaten sind es fast 90 Prozent und sogar bei Kartoffeln sind es noch ein Drittel. Viel CO2 also, dass da von den LKWs, Schiffen und Flugzeugen unterwegs ausgestoßen wird und das Klima schädigt.
 
Und schließlich ist das mit der Verlässlichkeit beim Bio-Siegel auch so eine Sache. Während das BIO AUSTRIA-Gütesiegel für strenge und regelmäßige Kontrollen bekannt ist, muss die Qualität der Prüfung in Marokko oder anderen Ländern wohl kritisch hinterfragt werden. Was sagt ein EU-Bio-Gütesiegel aus, das irgendwo vergeben wurde, wo die Mitarbeiter mitunter schlecht ausgebildet und die Kontrollmöglichkeiten der Europäischen Union eingeschränkt sind? Ein gutes und ruhiges Gewissen beim Einkauf sieht anders aus.


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