Die Filmaufnahmen sind nur schwer zu ertragen – aber sie sind umso wichtiger, denn sie dokumentieren das alltägliche Martyrium von Arbeiterinnen auf Teefarmen in Kenia. Systematisch wurden Frauen von ihren Vorgesetzten sexuell belästigt und vergewaltigt, sogar eine Investigativ-Journalistin wurde vor der Kamera bedrängt. Berichten der BBC zufolge soll es in Folge der Vergewaltigungen auch zu HIV-Infektionen gekommen sein.
Die Gräueltaten auf den kenianischen Teefarmen haben mehr mit uns zu tun, als vielen vermutlich bewusst ist. Denn diese Farmen stehen mitunter im Besitz von milliardenschweren europäischen Konzernen, etwa dem britischen Giganten UNILEVER, und produzieren den Tee für die bekanntesten Marken der Welt, darunter etwa „Lipton“. Die Erzeugnisse landen über den globalen Handel in allen Teilen des Globus.
Forderung nach Lieferkettengesetz
Die Wahrscheinlichkeit ist also groß, dass dieser Tee auch in österreichischen Supermärkten verkauft wird. Bereits seit Jahren gibt es diesbezüglich Vorwürfe gegen diverse multinationale Konzerne, Unilever hatte eine „Null-Toleranz-Politik“ angekündigt, die ganz offensichtlich wirkungslos war. Der Konzern trennte sich vor einigen Monaten von den Subunternehmen und fühlt sich demnach scheinbar nicht mehr zuständig.
Der neu aufgedeckte Skandal, der mindestens 70 Frauen betreffen soll, befeuert die Debatte um ein EU-Lieferkettengesetz. Mit einem solchen könnten Konzerne zur Verantwortung gezogen werden für Verbrechen wider die Menschenrechte, ganz gleich wo entlang ihrer Lieferkette sie passieren. Gemäß dem Motto „Wer den Profit hat, muss auch haften“ würden dann derartige Missstände zu konkreten Konsequenzen in Europa führen.
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