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Studie zeigt: So stark gelangen Pestizide von Feldern in österreichische Schlafzimmer

Eine neue Untersuchung zeigt, wie stark gesundheitsgefährdende Pestizide bis in die Innenräume von österreichischen Wohnungen gelangen.

10/7/2021
  • Landwirtschaft
  • Umwelt
  • Österreich
Studie zeigt: So stark gelangen Pestizide von Feldern in österreichische Schlafzimmer

Eine von der Europäischen Bürgerinitiative (EBI) "Bienen und Bauern retten" initiierte europaweite Untersuchung hat gezeigt, "dass Innenräume von Wohnungen, die an landwirtschaftlich genutzte Gebiete angrenzen, mit einer Vielzahl von Pestiziden belastet sind", wie es in einer Aussendung hieß. Hausstaubproben aus den Schlafzimmern von 21 Haushalten in 21 EU-Staaten - darunter auch Österreich - wurden hierzu untersucht. Die IndustrieGruppe Pflanzenschutz reagierte mit Kritik.

Alle gezogenen Stichproben waren demnach mit Pestiziden belastet. Der Durchschnittswert lag bei acht und der Maximalwert bei 23 Pestizidwirkstoffen je Probe. Jede vierte Probe enthielt Pestizide, die bei der Europäische Chemikalienagentur (ECHA) als möglicherweise krebserregend eingestuft sind. In 80 Prozent der Schlafzimmerproben waren Wirkstoffe nachweisbar, die im Verdacht stehen, die menschliche Fortpflanzung zu schädigen.

"Das Problem Pestizid-Abdrift darf nicht länger ignoriert werden. Wir hoffen, dass der Nachweis von möglicherweise krebserregenden und fortpflanzungsschädlichen Pestiziden in den Schlafzimmern der ländlichen Bevölkerung ein Weckruf für Zulassungsbehörden in der EU ist. Denn epidemiologische Studien zeigen gerade bei Anrainern landwirtschaftlich genutzter Gebiete ein erhöhtes Risiko für Fortpflanzungsschäden und Krebs", so der Mitautor der Studie Helmut Burtscher-Schaden von Global 2000. Pestiziden mit "negativen Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit" sollten gemäß EU-Pestizidverordnung die Marktzulassung entzogen werden.

Pestizid-Produzenten kritisieren Ergebnisse

Die Interessengemeinschaft der Pflanzenschutzmittelproduzenten IGP ortete in der EBI-Untersuchung ihre Mängel: IGP-Obmann Christian Stockmar kritisierte etwa das Forschungsdesign, denn obwohl nur eine Probe in Österreich gezogen wurde, würden mit dieser Rückschlüsse auf ganz Österreich abgeleitet werden: "Die Industrie reicht für einen Wirkstoff ein Dossier mit bis zu 50.000 Seiten ein, das umfassende Studien und Analysen beinhaltet", mit diesem Umfang müsse die Sicherheit eines Wirkstoffs bei einer den Auflagen entsprechenden Anwendung nachgewiesen werden, damit eine Zulassung erfolgt. Zudem zitierte die IGP aus dem 14-seitigen PDF-Dokument den Satz "Die höchste Pestizidbelastung (gemessen an der Gesamtmenge der nachgewiesenen Pestizidwirkstoffe) lag bei 4 942 (sic!) mg/kg (Dänemark), die niedrigste bei (sic!) 3 mg/kg (Malta)". Nachdem auf der Tabelle im Anhang 4.942 ng/g angegeben waren müsste der korrekte Wert 4,942 mg/kg betragen (Anmerkung: 1 mg = 1.000.000 ng bzw. 1 kg= 1.000 g).

Auch die Aussage, mit der Studie einen Beitrag von Pestiziden zu einem erhöhten Krankheitsrisiko untersuchen und feststellen zu wollen, stellte die IGP infrage, denn "tatsächlich weist die NGO nur Stoffe nach", ein Risiko könne jedoch erst dann untersucht werden, "wenn auch die Exposition sowie toxikologische Werte in die Untersuchung einbezogen werden". Insgesamt könne mit dieser Untersuchung "kein Beitrag zu einem sachlichen und wissenschaftsbasierten Diskurs geleistet werden", resümierte der IGP-Obmann.

(oekoreich/APA)



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