Die österreichische Bundesregierung hat die Umsetzung der vom Tierschutzvolksbegehren geforderten verpflichtenden Herkunftskennzeichnung bei verarbeiteten Produkten nun final auf den Weg gebracht. Mit der Übermittlung der Verordnungsentwürfe nach Brüssel wurde die monatelange Blockade der ÖVP endlich überwunden und umgesetzt, was bereits unter Bundesminister Rudi Anschober vorbereitet wurde. Die Kennzeichnung verarbeiteter Produkte wird insbesondere im Lebensmittelhandel für mehr Transparenz sorgen.
Möglich gemacht hat diesen wichtigen Fortschritt maßgeblich auch der große Erfolg des Tierschutzvolksbegehrens, das im Januar 2021 über 416.000 Menschen unterschrieben hatten. Seither wurde von Landwirtschaftsministerin Köstinger und Wirtschaftsministerin Schramböck, beide ÖVP, die Verordnung blockiert. Es ist sehr erfreulich, dass der Weg nun freigemacht und eine ganz konkrete Verbesserung ermöglicht wurde:
„Ich freue mich sehr, dass dem Wunsch und Willen von hunderttausenden Menschen endlich entsprochen wird. Konsumenten und Bauern gleichermaßen gehören zu den Gewinnern, die Konzerne werden künftig mehr Transparenz üben und zulassen müssen. Wir sind der vielzitierten „Macht der Konsumenten“ damit einen wichtigen Schritt nähergekommen, auch wenn Greenwashing & Co der Konzerne diese konterkarieren. Es ist ein guter Tag für mehr Tierwohl, mehr Naturschutz und eine Stärkung der kleinbäuerlichen heimischen Landwirtschaft“, so Sebastian Bohrn Mena, Initiator des Tierschutzvolksbegehrens und Sprecher der Nachfolge-Initiative oekoreich.
Nächste Schritte auch Thema bei Konsumdialogen
Von 11. bis 13. Mai finden in Hallein bei Salzburg die ersten „Österreichischen Konsumdialoge“ statt, an denen auch Bundesminister Johannes Rauch teilnehmen wird. In Rahmen dessen wird es einen Round Table zu Transparenz und Rückverfolgbarkeit bei Lebensmitteln geben, dabei wird etwa die immer noch offene Herkunftskennzeichnung in der Gastronomie ein wichtiges Thema sein. Experten, Unternehmen und die Landwirtschaft werden bei der Gelegenheit zum ersten Mal gemeinsam mit Konsumenten am Tisch sitzen und auf Augenhöhe darüber sprechen. Alle Infos dazu unter www.konsumdialoge.at.
„Ein wichtiger erster Schritt ist jetzt gesetzt worden, doch dabei kann es natürlich nicht bleiben. Es braucht die verpflichtende Transparenz gerade auch in der Gastronomie, wo Millionen Menschen tagtäglich die importierte Tierqual und die globale Naturzerstörung ohne ihr Wissen und ohne ihre Zustimmung aufgetischt bekommen. Das muss sich schleunigst ändern, auch im Sinne der heimischen Landwirtschaft, auch hier muss die Blockade der ÖVP überwunden werden. Wir sind zuversichtlich, dass wir mit mehr Dialog und mehr Druck von unten unsere Ziele erreichen werden“ so Bohrn Mena abschließend.
Nicht die Landgasthäuser blockieren
Dass hinter der politischen Blockade der Transparenz in der Gastronomie auch die großen Konzerne stecken, vermutet Bohrn Mena mit Blick auf die Einflussmacht dieser Akteure: „Wir vermuten, dass da gar nicht so sehr die kleinen Wirte und Landgasthäuser dahinterstecken, sondern natürlich der Großhandel, also die Konzerne, die gut daran verdienen, dass sie Fleisch aus aller Welt nach Österreich importieren, dass dann in heimischen Restaurants mitunter sogar als österreichische Ware ausgezeichnet wird.“
Immer mehr Wirte zeichnen freiwillig die Herkunft ihrer Waren aus, doch solange das Rindfleisch aus Argentinien oder das Hühnerfleisch aus Taiwan nur einen Bruchteil der heimischen Erzeugnisse kostet, solange wird es auch Anbieter geben, die es mit der Transparenz nicht so ernst nehmen. Dahinter würde sich ein systemisches Problem verbergen, je mehr Licht ins Dunkle komme, umso besser.
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