Die wichtigste Forderung des erfolgreichen Tierschutzvolksbegehrens ist die verpflichtende Kennzeichnung von Lebensmitteln nach Herkunft & Haltung. Das bedeutet, dass für Konsument*innen auf einen Blick erkennbar sein soll, woher die Tiere stammen und wie sie gelebt haben. Gelten soll das entsprechend der EU-Gesetze sowohl für verarbeitete Produkte im Supermarkt als auch für öffentliche Küchen und die gesamte Gastronomie.
Bislang können Konsument*innen nicht nachvollziehen, ob etwa das im Gasthaus angebotene Fleisch aus Österreich stammt, oder ob die in Süßspeisen, Nudeln oder Teig verarbeiteten Eier aus Käfighaltung stammen. Dadurch ist es aber auch nicht möglich über den eigenen Teller einen persönlichen Beitrag zu mehr Tierwohl, mehr Naturschutz und eine Stärkung der kleinbäuerlichen Landwirtschaft zu leisten.
Die Blockade der Lobbys überwinden
Der Ruf nach der „Macht der Konsument*innen“ verhallt also ungehört, solange die Menschen nicht die Möglichkeit haben ihrem Verlangen nach regionalen, tier- und umweltfreundlich erzeugten Lebensmitteln auch durch ihren Einkauf entsprechendes Gewicht zu verleihen. Umso wichtiger ist die verpflichtende Kennzeichnung, die bislang vehement von den Konzernen und ihren politischen Lobbys blockiert wird.
Es ist vollkommen absurd, dass wir im Jahr 2021 überhaupt noch darüber diskutieren müssen, ob wir das Recht haben zu erfahren, woher unsere Lebensmittel stammen
Eine aktuelle repräsentative Umfrage des Gallup-Instituts, beauftragt von Tierschutz Austria, zeigt jedoch, dass eine überwältigende Mehrheit der Österreicher*innen wissen möchte, wie die Tiere gelebt haben. Ob Anbindehaltung bei Kühen, Vollspaltenböden bei Schweinen oder Käfighaltung bei Eiern, entscheidend ist für die allermeisten Menschen demnach nicht nur wo, sondern auch wie ihre Lebensmittel erzeugt wurden.
Fast alle wollen eine Haltungs-Kennzeichnung
Ganze 87 Prozent beantworten die Frage, wie wichtig ihnen bei tierischen Lebensmitteln die Kennzeichnung nach Haltung der Tiere sei, mit „Sehr wichtig“ oder „wichtig“. Für 85 Prozent wäre eine solche Haltungs-Kennzeichnung ein Qualitätsmerkmal für den Lebensmittelkauf, 83 Prozent würden damit ein Gefühl der Sicherheit vermittelt bekommen, wenn sie wüssten, wie die Tiere zuvor gelebt haben. Eine sehr deutliche Aussage.
Bislang ist in der öffentlichen und politischen Debatte die reine Herkunftskennzeichnung im Fokus, das Tierschutzvolksbegehren hat in seinem Programm aber sowohl Herkunft als auch Haltung als Forderung verankert. Für die Bürgerinitiative oekoreich wäre die Herkunftskennzeichnung ein erster Schritt, der jedoch lediglich das Fundament für eine spätere inhaltliche Auslobung bereiten würde.
Expert*innen erwarten noch 2021 den Beschluss einer Regelung
„Es ist vollkommen absurd, dass wir im Jahr 2021 überhaupt noch darüber diskutieren müssen, ob wir das Recht haben zu erfahren, woher unsere Lebensmittel stammen. Das muss auf einen Blick ersichtlich sein. Außerdem sollten wir auch nachvollziehen können, ob es den Tieren gut gegangen ist oder ob sie gequält wurden. Das ist unser Ziel uns das werden wir früher oder später auch durchsetzen“ so Sebastian Bohrn Mena, Sprecher der Bürgerinitiative oekoreich.
Die Frage der Lebensmittel-Kennzeichnung wird noch im Jahr 2021 politisch entschieden, immerhin liegt seit April ein Verordnungsentwurf der österreichischen Bundesregierung zur Notifizierung in Brüssel. Expert*innen erwarten, dass im Nachklang der Behandlung des Tierschutzvolksbegehrens spätestens im Herbst ein Entwurf beschlossen wird, der Gültigkeit ab 1.1.2022 erfahren dürfte. In einem ersten Schritt wohl aber nur zur Herkunft.
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