Die Bilder sind kaum zu ertragen: Kälber, angekettet in dunklen Ställen, die ganz offensichtlich am Ende ihrer Kräfte sind. Die Aufnahmen aus einem aktuellen Fernseh-Bericht von Edgar Verheyen für „Das Erste“ erschüttern viele Menschen. Von der Milchindustrie kennt man meist nur die schönen Bilder von glücklichen Kälbern auf den Weiden, die Zeit mit ihren Müttern verbringen können.
Die Realität der deutschen Milchindustrie sieht nachweislich anders aus. Wie die Videoaufnahmen beweisen, müssen Kälber ohne Bewegungsfreiheit und ohne permanenten Zugang zu Futter und Wasser leben, obwohl das gesetzlich vorgeschrieben wäre. Dass es sich dabei nicht um einen Einzelfall handelt, auch das bestätigen Expert*innen nach Durchsicht des Materials. Die Misshandlung der Tiere ist dokumentiert.
Kälber sterben langsam an der Kette
In der Dokumentation wird Amtsveterinär Thomas Buckenmaier dazu befragt: „Wenn Kälber angebunden und sich selbst überlassen werden, dann ist es klar, dass sie sterben.“ Er verurteilt diese Form der Behandlung. Der betreffende Landwirt sagt, dass ihm bewusst sei, dass es verboten ist, Kälber so zu halten. Das Veterinäramt hat ihm die Kettenhaltung bereits untersagt, echtes Schuldbewusstsein scheint er aber nicht zu haben.
Was der Beitrag auch zeigt ist, dass es sich hier lediglich um das Symptom eines kaputten Systems handelt – mit „Turbokühen“, die 10.000 Liter Milch und mehr pro Jahr produzieren müssen. Die Kehrseite dieser Hochleistungslandwirtschaft: Männliche Nachkommen haben kaum Fleisch und sind daher kaum zu gebrauchen. Sie haben keinen Wert und so werden sie ganz offensichtlich von manchen auch behandelt, mit katastrophalen Folgen.
Riesiges Problem
Das Problem ist weitaus größer, als wir es wahrhaben wollen. Und dass die Politik sich dem noch nicht hinreichend bewusst ist, zeigen auch die nackten Zahlen. Expert*innen zufolge betrifft das über 600.000 Kälber, also ein Siebtel aller in Deutschland geborenen Tiere: „Sie müssen sterben, weil sie für die Bauern nicht wirtschaftlich genug sind. Sie werden geboren, damit die Kühe weiterhin Milch geben – ansonsten gelten sie als Abfall.“
Hier kann man die ganze Reportage nachsehen.
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