Die Welt ist noch weit entfernt von einem Pfad, der die Emissionen des Energiesystems bis 2050 auf Null absenken würde, schreibt die Internationale Energieagentur (IEA) in ihrem aktuellen Ausblick. Entscheidungen von Regierungen, Investoren und Konsumenten würden zu oft die Mängel im aktuellen System einzementieren, statt den Weg zu einer sauberen und sicheren Energieversorgung zu ebnen. Positive Entwicklungen werden von China dominiert, manche Regionen kommen nicht mit.
Zwar sollte die weltweite Nachfrage nach Öl, Kohle und Erdgas bis 2030 ihren jeweiligen Höhepunkt erreichen und der CO2-Ausstoß bald nicht mehr wachsen, aber da sich im Anschluss kein starker Rückgang der Emissionen abzeichne, sei die Welt unterwegs zu einem Temperaturanstieg um 2,4 Grad bis zum Ende des Jahrhunderts, statt um 1,5 Grad wie angestrebt, heißt es in dem neuen World Energy Outlook 2024.
Alles hängt an China
Die Geschicke der weltweiten Energieversorgung hängen zunehmend von China ab. "Ob es um Investitionen, die Nachfrage nach fossilen Brennstoffen, den Stromverbrauch, den Einsatz erneuerbarer Energien, den Markt für Elektroautos oder die Herstellung sauberer Technologien geht, wir leben heute in einer Welt, in der fast jede Energiegeschichte im Wesentlichen eine China-Geschichte ist", heißt es in dem Bericht.
Der Ausbau der Solarenergie in China schreite so schnell voran, dass Anfang der 2030er Jahre - also in weniger als zehn Jahren - allein die chinesische Solarstromerzeugung den gesamten Strombedarf der Vereinigten Staaten übersteigen könnte, schreibt die IEA. 60 Prozent der weltweiten neuen Kapazitäten für erneuerbare Energie entstanden 2023 in China. Der weltweite Stromverbrauch habe sich drastisch erhöht, aber zwei Drittel des Anstiegs der letzten zehn Jahre entfielen alleine auf China.
Handelsbeschränkungen bremsen Ausbau der Erneuerbaren
Der Umbau des Energiesystems finde trotz der insgesamt beeindruckenden Zahlen sehr ungleich statt. Nicht nur, dass China die Daten dominiert, einige ärmere Länder haben nicht die Mittel für die nötigen Investitionen. 750 Millionen Menschen, meist im südlichen Afrika, haben überhaupt noch keinen Zugang zu Elektrizität.
Auch dort, wo Solar- und Windstrom ausgebaut werden, hinke der Ausbau der Netze und Stromspeicher nach. Derzeit würden je Dollar Investition in die Produktion nur 60 Cent in Netze und Speicher fließen. Es wären aber gleich viele Mittel nötig, rechnet die IEA vor. Viel Geld sei inzwischen auch dafür nötig, die Anlagen vor Extremwetter und Cyberangriffen zu schützen. Dazu kommen zunehmende Handelshemmnisse. Seit 2020 seien weltweit fast 200 meist einschränkende Handelsmaßnahmen eingeführt worden, die Energiesysteme betreffen. Das alles belaste den weiteren Ausbau der erneuerbaren Energieversorgung.
(oekoreich/APA)
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