Es ist nicht immer leicht für Konsumenten in Österreich nachzuvollziehen, woher ein Lebensmittel im Supermarkt stammt und unter welchen Bedingungen es erzeugt wurde. Immerhin gibt es bei verarbeiteten Produkten, etwa bei Nudeln oder auch bei mariniertem Fleisch, keine gesetzliche Verpflichtung zur Offenlegung der Herkunft.
In Wien fand Konsumkritikerin und Autorin Nunu Kaller kürzlich in einer Sparfiliale eine interessante Mogelpackung: In einem SPAR-Markt wurde eine gebratene Heurigenstelze im Papiersack mit Sichtfenster angeboten. Das Stück wog 450 Gramm und kostete 5,29 – kein Spottpreis, aber auch nicht übertrieben teuer. Weder die Beschriftung am Regal noch die auf der Verpackung gaben Aufschluss über Herkunft und mögliche Bio-Qualität des Fleischs.
Nur die Verpackung ist „Öko“
Auf der Verpackung war aber ein anderer Hinweis von Interesse, denn direkt unterhalb des Sichtfensters fand sich die Aufschrift „Logisch Öko“. Also doch Bio? Oder was darf unter „Öko“ verstanden werden? Gar nicht so einfach, das herauszufinden, denn im Onlineshop findet sich dieses Produkt aus dem Frischwarenangebot von SPAR nicht.
Wir haben daher den Branchenführer im Lebensmittelhandel direkt damit konfrontiert und wollten von ihm wissen, ob sich der Aufdruck auf den Inhalt oder auf die Verpackung bezog. Wie gewohnt antwortete der SPAR-Konzern sehr schnell und ließ uns wissen, dass tatsächlich nur die Papierverpackung mit „Logisch Öko“ gemeint war.
Damit sollte also offenbar unterstrichen werden, dass die Stelze nicht im Plastiksack, sondern im Recycling-Bag auf Papierbasis verkauft wird. Sollte es sich um ein Bio-Produkt handeln, so SPAR, dann würde man es am Bio-Gütesiegel erkennen und die Bezeichnung „aus biologischer Landwirtschaft“ wäre ebenfalls angeführt.
Änderung in Aussicht gestellt
Man werde aber nun prüfen, so die Konzernsprecherin in der Anfragenbeantwortung an oekoreich, ob man die Beschriftung auf diesen Papierverpackungen künftig auf der Rückseite anbringen könne. Klingt so, als hätte der Konzern verstanden, dass manche sich durch den Hinweis neben dem Sichtfenster ein wenig in die Irre geführt fühlen.
Nunu Kaller betont: „Es ist einfach ärgerlich, dass man als Konsument*in ständig auf der Hut sein muss. Es ist mehr als verwirrend, wenn auf der Vorderseite der Verpackung eine vermeintliche Qualitätsangabe aufgedruckt ist, die sich bei Rückfrage als Missverständnis entpuppt. Wenn ich als Konsument*in ökologisch richtig handeln möchte, dann darf mir das von den Handelsketten nicht auch noch erschwert werden.“
Sowohl die Herkunft als auch die Entstehungsgeschichte von Lebensmitteln ist für immer mehr Menschen ein entscheidendes Kaufkriterium. Sie wollen wissen, ob das Fleisch etwa aus Österreich kommt oder aus Polen importiert wird, ob Käfigeier enthalten sind oder ob die einzelnen Zutaten aus biologischer oder konventioneller Landwirtschaft stammen. Gerade bei Eiern ist erst kürzlich wieder thematisiert worden, dass massenhaft Käfigeier im Regal liegen, obwohl ihre Erzeugung in Österreich bereits seit Jahren verboten ist.
Schick uns deinen Hinweis!
Hast du auch schon so eine Mogelpackung im Handel entdeckt? Schick uns einen Hinweis unter initiative@oekoreich.com und/oder ein Foto. Wir sammeln diese Beispiele, konfrontieren die Unternehmen damit und veröffentlichen sie anschließend hier. Außerdem sind wir der Meinung, dass es Zeit wird für ein Greenwashing-Gesetz, das genau diese Mogelpackungen in Zukunft ausschließt – und dafür kämpfen wir!
In eigener Sache: Wir arbeiten unabhängig von Parteien und Konzernen. Um unseren Fortbestand zu sichern, sind wir auf Abonnent*innen angewiesen. Bitte schließen Sie jetzt ein Abo ab und ermöglichen Sie damit unsere Berichterstattung. Danke!