„Wir schaufeln uns unser eigenes Grab!“ - Diesen bedrückenden Satz wählte UNO-Generalsekretär Antonio Guterres bei der Auftaktveranstaltung der Weltklimakonferenz in Glasgow. „Genug“ ist für ihn das Stichwort: „Genug brutale Angriffe auf die Artenvielfalt. Genug Selbstzerstörung durch Kohlenstoff. Genug davon, dass die Natur wie eine Toilette behandelt wird. Genug Brände, Bohrungen und Bergbau in immer tiefere Lagen.“
Einer der Ehrengäste, die britische Queen Elisabeth II., verband ihre Hoffnung mit einem Appell an alle anwesenden Staats- und Regierungschefs: „In den kommenden Tagen hat die Welt die Chance, eine sicherere und stabilere Zukunft für unsere Bevölkerung und den Planeten, von dem wir abhängig sind, zu schaffen.“
Eine weniger bekannte, jedoch umso beeindruckendere Stimme hat sich ebenfalls am Rande des Weltklimagipfels zu Wort gemeldet. Asad Rehman ist Direktor von „War on Want“, einer britischen Organisation, die sich für Beendigung von Armut und Ungerechtigkeit einsetzt. In seiner Rede stellte er klar: „Die Zeit der Ungerechtigkeit ist vorbei. Dies war eine Ära der Ungerechtigkeit, der vielfältigen Krisen, der Armut und der Ungleichheit. Die Hälfte der Welt ist immer noch in Armut gefangen, Milliarden von Menschen hungern, haben keine Wohnung, sind krank, und ihnen wird das Recht auf ein Leben in Würde verweigert.“
Rehman ist überzeugt, dass diese Ungerechtigkeit und der Klimawandel eng miteinander verknüpft sind. „Wir haben einen Planeten, den wir in einem solchen Ausmaß ausgebeutet haben, dass vor unseren Augen jede andere Lebensform verloren geht. Wir haben die tödlichen Brände und Überschwemmungen in allen Teilen der Welt gesehen. Millionen von Leben und Lebensgrundlagen sind verloren, nicht morgen, sondern heute sind sie zerstört.“ Er sieht in den Krisen, mit denen wir konfrontiert sind, einen Ursprung: „die Ausbeutung von Menschen und Ressourcen. Die Vorstellung, dass das Leben von Menschen geopfert werden könnte, die wir nicht als gleichwertig ansehen.“
Klimaungerechtigkeit: Globaler Norden versus globaler Süden
Asad Rehman spricht dabei die Klimaungerechtigkeit zwischen globalem Norden und globalem Süden an. Mit globaler Norden sind Europa – Österreich mittendrin –, Nordamerika, Russland, Japan, Australien, Neuseeland sowie Teile der arabischen Halbinsel gemeint. Es sind verhältnismäßig reiche, privilegierte Staaten, die viel Energie verbrauchen und enorme Gewinne machen. Gleichzeitig sind dies jene Länder, deren Industrie (Fabriken und Verbrennungsanlagen) und Lebensstil (Ernährung mit viel Fleisch, Mobilität mit Auto und Flugzeug) am meisten zur CO2-Anhäufung, infolge zur Erderwärmung und so zur Umweltzerstörung beitragen.
Dies geht im großen Ausmaß auf Kosten der Länder des globalen Südens und der Menschen, die dort leben. Sie werden ausgebeutet und sind im Vergleich zum globalen Norden politisch, wirtschaftlich sowie gesellschaftlich benachteiligt. Die Sprache ist von Ländern, die uns aus den Nachrichten oft als Krisenherde bekannt sind: Indien sowie Afrika, Südostasien oder Südamerika. Asad Rehman erinnert uns daran, diese Ungerechtigkeit zu beenden und solidarisch zu sein. Es mag pathetisch klingen, aber wir sind alle nur Menschen und da, um unseren Planeten, unsere Lebensgrundlage zu schützen.
Dipl.-Ing. Sarah Siemers aus dem Team der Gemeinwohlstiftung COMÚN berichtet für oekoreich live aus Glasgow.
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