Es ist eine Debatte, die nicht mehr nur mit Sachargumenten geführt wird, sondern die nachweislich auch von wirtschaftlichen Interessen geleitet ist. Der Einsatz von Antibiotika in der Veterinärmedizin, genauer gesagt bei landwirtschaftlich genutzten Tieren, ist seit vielen Jahr ein Streitpunkt zwischen Umwelt- und Tierschutzexpert*innen auf der einen Seite, sowie Vertreter*innen der Agrar- und Pharmakonzerne andererseits.
Und dazwischen sind die Veterinärmediziner*innen, die keinen einheitlichen Standpunkt vertreten. Das zeigt sich derzeit auch in der Kontroverse um den Kampf gegen Antibiotika-Resistenzen, die mittlerweile für über 90 Tote pro Tag allein in der Europäischen Union verantwortlich sind. Der Großteil der Medikamente wird zur Erzeugung von Fleisch eingesetzt.
Um diese dramatische Entwicklung zu stoppen, wurde kürzlich ein Entwurf auf EU-Ebene diskutiert, wonach gewisse Reserve-Antibiotika künftig nur noch der Humanmedizin vorbehalten sein sollen. Damit sollte verhindert werden, dass durch die zunehmende Kontamination von Böden und Gewässern mit Antibiotika, die Resistenzen bei Menschen zunehmen. Der Antrag wurde abgelehnt.
Symptom einer verfehlten Tierhaltung
Das ist mehr als bedauerlich. Denn insbesondere in der Massentierhaltung sollte der Einsatz von Antibiotika drastisch reduziert werden, nicht nur wenn es nach den Initiatoren des Antrags geht, sondern auch wenn man der Meinung von Expert*innen folgt. 90 Prozent der Medikamente würden in der landwirtschaftlichen Nutzung von Tieren nicht punktuell eingesetzt, sondern flächendeckend zur Behandlung einer ganzen Gruppe von Tieren – etwa in Ställen mit zigtausenden Tieren.
Hier sehen Expert*innen das Symptom einer verfehlten Tierhaltung, bei der gewisse Erkrankungen als Warnsignal fungieren würden, die mit dem Einsatz von Medikamenten kaschiert würden. Eine aktuelle Studie zeige, dass resistente Keime in Lebensmittel gelangen, gegen die Antibiotika schon wirkungslos seien. Eine reale Gefahr auch für die menschliche Gesundheit.
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