Haben Sie sich schon mal gefragt, wieso manche Produkte spottbillig, andere aber sehr teuer sind? Obwohl die Herstellungskosten sich gar nicht groß unterscheiden? Das liegt nicht an der Nachfrage, sondern an der Preispolitik der Handelskonzerne. Die nutzen etwa Fleisch gerne als Lockmittel und machen es für andauernde Aktionen künstlich billig. Während sie bei anderen Waren, für ein zahlungskräftiges Publikum, gerne mal willkürlich Aufschläge machen. Nachvollziehen können wir Konsumenten das nicht.
Von absurden Gebühren über Strafzahlungen, von erzwungenen Rabatten bis hin zu rückwirkenden Konditionsänderungen ist da alles dabei
Wir erfahren auch nicht, wie hoch der Einkaufspreis einer Ware bei den Produzenten ist. Auch der hängt nämlich nicht davon ab, was etwa der Bauer für eine existenzsichernde Erzeugung der Rohstoffe braucht, oder das mittelständische Veredelungsunternehmen, das die Produkte herstellt – sondern primär daran, was der Handelskonzern bereit ist zu bezahlen. Und das orientiert sich an seinem Profitstreben, nicht an den Bedürfnissen der Landwirte, der Nahrungsmittelerzeuger oder den Wünschen der Konsumenten.
Offengelegt: Die geheime „Knebelliste“
Ein kürzlich von der Organisation OXFAM veröffentlichter Report zeigt, mit welchen unfairen Methoden die Handelskonzerne ihre Lieferanten unter Druck setzen. In einer „Knebelliste“ wurden 40 Praktiken zusammengefasst, die von Supermarktketten zur Anwendung kommen. Von absurden Gebühren über Strafzahlungen, von erzwungenen Rabatten bis hin zu rückwirkenden und einseitigen Konditionsänderungen ist da alles dabei. Wer sich dieses unglaubliche Machtgefälle vor Augen hält, versteht die Dominanz der Konzerne.
Konzerne wollen, dass wir glauben, wir könnten an ihren Kassen entscheiden, was und wie produziert wird
Als Konsumenten kommen wir an den Supermarktketten nicht vorbei. Es gibt, mit Ausnahme von einigen Lebensmittelkooperativen und lokalen Direktvermarktern, kaum Möglichkeiten sich von diesem System zu emanzipieren. Und ebenso geht es auch den Produzenten, die auf die Handelskonzerne angewiesen sind, um ihre Waren an die Konsumenten zu bringen. Diese einzigartige Zwischenstellung des Handels macht ihn zur entscheidenden Größe bei der Steuerung der Warenströme. Er bestimmt, was wir kaufen können.
Greenwashing der Konzerne?
Auch heimische Supermarktketten investieren viel Geld, damit wir uns dessen nicht bewusstwerden. HOFER & BILLA finanzieren bekanntermaßen Think-Tanks mit besten Verbindungen zur Politik und hoher Präsenz in gewissen Medien. Die verbreiten dann aufwendig und unaufhörlich die Mär, wir könnten an der Kassa entscheiden, was und wie produziert wird. Eine Mär deshalb, weil wir ja oftmals gar nicht erfahren, woher die Lebensmittel in den Regalen der Supermärkte stammen und wie sie erzeugt wurden.
Und wer blockiert diese Transparenz bei Lebensmitteln? Genau, die Konzerne. Weil sie wohl in Wahrheit weiterhin unerkannt die ausländischen Käfigeier, die tschechische Butter, oder den Honig aus dem Nirgendwo an uns verkaufen wollen. Das schadet nicht nur uns Konsumenten, sondern auch den heimischen Produzenten. Die einzigen, die bei diesem perfiden Spiel der Intransparenz gewinnen, sind die Konzerne und von ihnen finanzierte Erfüllungsgehilfen. Höchste Zeit, dass wir für mehr Fairness sorgen.
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