Wenn man sich als Lebensmittelhändler schon mit Transparenz brüstet, dann muss man sich auch Rückfragen gefallen lassen. Denn wenn es um unser Essen geht, dann ist es eben nicht egal, was genau drinsteckt und woher es stammt. Genau dafür fühlen wir uns verantwortlich – wir fragen als Stimme der Konsument*innen nach. Wie in dem Fall einer „Mailänder Salami“, die jüngst Gegenstand einer kritischen Betrachtung eines Konsumenten war.
Nachgefragt: Was steckt in der Salami?
Auf der beim Konzern HOFER in Österreich verkauften Salami waren als mögliche Länder, mit denen das Produkt in irgendeiner Weise in Verbindung steht, gleich 4 Nationen angeführt. Erkannt wurde das anhand des „Check your Product“-Labels, das bei HOFER auf Fleischprodukten angebracht ist. Damit sollen Konsument*innen zumindest mehr Infos zugänglich gemacht werden. In der Theorie klingt das gar nicht mal schlecht.
In der Praxis sieht das leider ganz anders aus. Ausgangspunkt war ein Leserbrief im „Konsument“ in dem kritisiert wurde, dass nach Interpretation des Labels auf der betreffenden Mailänder Salami, die Tiere in Italien geboren, in Deutschland gemästet, in Spanien geschlachtet, in Dänemark zerlegt und in Italien zur Salami verarbeitet werden. Bevor sie dann im österreichischen Supermarkt zum Spottpreis im Regal liegen.
Von zugekauften Teilstücken und allen möglichen Herkunftsländern
Wir haben diese Kritik zum Anlass genommen, um selbst bei HOFER nachzufragen. Denn wir wollten wissen, was wirklich in der Salami steckt – oder zumindest, woher das stammt, was darin verarbeitet wurde. Kann es tatsächlich sein, dass vier Länder darin involviert sind? Und wo genau stammt das Fleisch jetzt her? Wir haben ROSAM & Grünberger die PR-Agentur, die HOFER betreut, um Auskunft ersucht. Das ist ihre Stellungnahme:
„In einer Salami werden keine ganzen Schweine verarbeitet, sondern lediglich bestimmte Teilstücke, die eher ungeeignet für den Verzehr als Frischfleisch sind. Diese Teilstücke werden von unserem Produzenten zugekauft. Da es in Deutschland beispielsweise keine nennenswerten Verwertungsmöglichkeiten für solche Teilstücke gibt, ist der Export an Wurstproduzenten in Italien eine ressourcenschonende Lösung. Demnach sind bei unserer „Check-Your-Produkt“-Auslobung der Mailänder Salami alle möglichen Herkunftsländer der Teilstücke angegeben und nicht die Lieferkette selbst. Die Charge des von der Konsumentin beanstandeten Produkts wurde in Italien hergestellt und enthält Fleisch von Schweinen (geboren, geschlachtet und verarbeitet) aus Deutschland sowie Fett von Schweinen (geboren, geschlachtet und verarbeitet) aus Italien.“
Das war uns noch nicht präzise genug. Wir fragten nochmal bei der PR-Agentur nach: Woher genau stammt jetzt das Fleisch? Ist es lediglich deutsches Schweinefleisch, wie oben angedeutet? Leider war auch die zweite Antwort wenig konkret, aber sie schränkt zumindest den Interpretations-Spielraum für uns schon deutlich ein: „Unser „Check-your-Product“-Label beinhaltet alle erlaubten und möglichen Herkunftsländer für Verarbeitungsfleisch. Es sind jedoch nicht immer automatisch alle in jeder Produktionscharge enthalten.“
Die Intransparenz des Konzerns wird einen Grund haben
Wir wissen jetzt also: In einer dieser HOFER-Salami's aus Mailand stecken für die Verwendung als Frischfleisch „ungeeignete“ Stücke aus vier Ländern. Was davon aus Spanien, aus Dänemark, aus Deutschland oder Italien stammt, das werden wir wohl nie erfahren. Wie die einzelnen Stationen der Tiere ausgesehen haben, wie viele tausende Kilometer sie herumgekarrt wurden, auch das bleibt im Dunkeln. Vermutlich weiß es HOFER selbst nicht so genau.
Von „Transparenz“ zu sprechen ist dann aber schon recht mutig. Denn im Grunde erfahren wir durch diese Auskünfte auch nicht viel mehr, als wir in anderen Fällen von Fleisch- und Wurstwaren ohne Label erfahren. Nämlich, dass uns nach wie vor alles Mögliche aufgetischt wird, von dem die Profiteure nicht wollen, dass wir genau erfahren, worum es sich handelt und woher es stammt. Und das wird wohl einen für sie guten Grund haben.
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