Es war eine Werbung, die kürzlich für Aufregung sorgte: Der Salat kostet genauso viel wie die Packung Hühnerfleisch. Um keine 3 Euro könne man das im „Fitness Menü“ bei Berger Express bekommen, warb Berger Schinken, offenbar auch noch stolz auf den niedrigen Preis, in sozialen Medien. Viele Menschen fragten sich: Wie geht sich das aus? Wie kann der Salat so viel kosten wie Hühnerfleisch? Eine berechtigte Frage, der wir nachgegangen sind.
Berger Schinken – kein Unbekannter
Wir haben Rudolf Berger höchstpersönlich kontaktiert, den Eigentümer des größten heimischen Schinkenherstellers mit jährlich über 150 Millionen Euro Umsatz. Denn Berger Schinken ist nicht nur Großlieferant des deutschen Handelskonzerns BILLA, sondern auch Mitglied beim millionenschweren, konzernfinanzierten Verein „Land schafft Leben“, der jüngst mit seiner etwas fragwürdigen Präsenz beim ORF aufgefallen ist.
Berger Schinken ist sowohl bei Landwirten als auch bei Tierschützern nicht sehr beliebt. Vor genau einem Jahr wurde aufgedeckt, dass bei einem Zulieferbetrieb katastrophale Zustände in der Schweinehaltung herrschten, man sah abgebissene Ohren und verwesende Schweinekörper. Zudem wird seit Jahrzehnten die Billigpreis-Politik kritisiert, von „osteuropäischen Lastzügen“ war die Rede, die vor der Berger-Zentrale stehen würden.
Deswegen so billig: Fleisch aus Ungarn
Zurück zu unserer Anfrage. Von Berger wollten wir wissen: Welche Menge an Hühnerfleisch bzw. Salat befindet sich in dem um 2,90 Euro angebotenen „Fitness Menü“? Woher stammen Salat und Hühnerfleisch? Ist ihm bewusst, was für eine fatale Signalwirkung er damit aussendet, wenn er seine Werbung just darauf aufbaut, dass Salat und Hühnerfleisch gleich viel kosten? Die Antwort kam zwar recht rasch, aber war leider unvollständig.
Der Salat wiege 80 Gramm, das Hühnerfleisch 150 Gramm, so Berger. Der Salat stamme aus Österreich, er werde über einen Zwischenhändler bezogen, das Hühnerfleisch stamme von einem ungarischen Produzenten. Der Grund dafür liege in einer Unterdeckung bei heimischem Geflügel. Das stimmt auch, die amtlichen Versorgungsbilanzen weisen einen Selbstversorgungsgrad von rund 80 Prozent bei Hühnerfleisch aus.
Geflügel bei Berger Schinken: Zu 95 Prozent nicht aus Österreich
Nicht beantwortet wurde die Frage, ob man sich der fatalen Signalwirkung bewusst sein, die mit einer Gleichsetzung des Preises in der Werbung einhergehe. Dafür wurde ungefragt angefügt, dass man auf Schweinefleisch spezialisiert sei und das „nahezu“ gänzlich aus Österreich beziehe. „Nahezu“ ist eine Größenangabe, mit der sich bekanntlich viel behaupten lässt. Zu 95 Prozent stammt das Berger-Hühnerfleisch jedenfalls nicht aus Österreich, so steht es auf der Homepage von Berger Schinken, wo man auch lesen kann, dass nur 1 Prozent des gesamten Produktionsangebots aus „Tierwohl“-Haltung stamme.
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