Wir haben ja eine gewisse Affinität zu den in Österreich sehr bekannten und beliebten „Schwedenbomben“ von Niemetz. Das hat nicht nur mit dem Geschmack zu tun, sondern auch mit der großen Tradition dieses Unternehmens in Österreich. Deswegen beleuchten wir sie auch ganz besonders intensiv und haben ihnen bislang zwei Beiträge gewidmet, die auf großes Interesse gestoßen sind. Darin haben wir offengelegt, dass es sich dabei schon lange nicht mehr um ein „kleines österreichisches Traditionsunternehmen“ handelt, mit dessen Image in der Öffentlichkeit geworben wird. Sondern um einen Teil des Meinl-Konzerns, mit ausländischen Schachtelkonstruktionen und einer Mutterfirma im Steuerparadies.
Sichtbar wurde in unseren Recherchen aber auch, dass in den „Schwedenbomben“ nach wie vor Palmöl verarbeitet wird. Doch entgegen der Ausführungen der von Niemetz beauftragten Wiener PR-Agentur „Ecker und Partner“, die sich redlich aber völlig vergeblich um das gute und „nachhaltige“ Image des Unternehmens kümmert, handelt es sich dabei nicht um „ökologisches Palmöl“. Denn weder gibt es ein solches, noch wird es durch das von ihnen selbst angeführte RSPO-Siegel abgebildet. Dass es sich dabei um puren Etikettenschwindel und nach Ansicht von Expert*innen gar um eine Täuschung von Konsument*innen handelt, ist von uns ebenfalls dokumentiert worden.
Was steckt wirklich drin – und wo kommt es her?
Nun wollten wir noch wissen, was eigentlich in den Süßwaren steckt und woher die Zutaten konkret stammen. Die wesentlichen Bestandteile der „Schwedenbomben“ sind vor allem Kakao, Eier, Zucker, Milch und Soja. Auf unsere Anfrage antwortete die PR-Firma, dass der Kakao aus „Fairtrade“ stammt, der Zucker und das Soja sogar aus Österreich. Das ist durchaus erstaunlich und sollte an dieser Stelle auch lobend erwähnt werden, denn in der Regel greifen die meisten Nahrungsmittelkonzerne auf Import-Soja aus Übersee zurück. Auch wenn man Fairtrade kritisch sehen kann - doch dazu in Kürze an anderer Stelle mehr. Doch die wirklich große Enttäuschung folgt auf dem Fuße: Die Eier stammen nicht nur aus Bodenhaltung, sondern gleich ganz aus dem Ausland. Und das ist wirklich ein Problem.
Dabei gibt es in Österreich wahrlich mehr als genug Eier. Woher genau diese stammen, das wollte man uns jedoch nicht sagen. Es soll sich der Auskunft von „Ecker und Partner“ zufolge um ein oder mehrere Länder aus der Europäischen Union handeln. Doch wenn man in der Vergangenheit die Skandale um importierte Eier, die in der EU weiterverarbeitet und dann als „EU“-Ware vertrieben wurden, vor Augen hält, darf man wohl misstrauisch sein. Aus diesem Grund haben wir auch bewusst nach den Namen der Lieferanten gefragt. Denn nur so können wir überprüfen, ob die angegebenen Quellen auch wirklich stimmen. Doch genau hier macht Niemetz dicht. Das wirkt auf uns natürlich etwas dubios.
Eier & Co: Geheime Lieferanten?
Ganz konkret schreibt uns die Firma dazu: „Bitte um Verständnis, dass wir unsere Rezeptur für die Schwedenbomben, die seit der Erfindung im Jahr 1926 streng gehütet wird, nicht veröffentlichen können und Ihnen aus ähnlichen Gründen auch die Namen unserer Lieferanten nicht nennen können.“ Und nochmal direkt zur Frage der Eier-Lieferanten für die Schwedenbomben sagt die Agentur folgendes: „Die Eier kommen aus Bodenhaltung aus der EU, da es in Europa nur einen Produzenten gibt, der das in der Rezeptur vorgesehene Kristalleiweiß produziert, das wir unverändert seit Jahrzehnten verwenden.“
Das ist insofern erstaunlich, als es schwer für uns zu glauben ist, dass es in der gesamten Europäischen Union nur eine einzige Firma gibt, die diese Zutat liefern kann, die in den „Schwedenbomben“ verwendet werden. Überprüfbar ist es für uns jedenfalls nicht, wenn man sich weigert den Namen der Zulieferer bekanntzugeben. Transparenz sieht anders aus. Wertschätzung gegenüber den Konsument*innen auch, wenn man nicht mal auf Rückfrage angeben möchte, woher man die Rohstoffe bezieht. Ob das im „Traditionsunternehmen“ immer schon so war, vor dem Verkauf an den Konzern, darf bezweifelt werden.
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