Obwohl kaum größer als eine Teetasse, sind Igel wahre Gartenhelfer sowie Naturschützer. Igel durchwühlen Hecken und anderes Unterholz auf der Suche nach kleinen Lebewesen, die den Großteil ihrer Nahrung ausmachen – wie zum Beispiel Insekten und deren Larven sowie Würmer. Bei der Jagd verlassen sie sich dabei auf ihr Gehör und ihren Geruchssinn, da ihr Sehvermögen eher schwach ausgeprägt ist. Igel sind aber nicht nur nützlich, weil sie viele unserer Gartenschädlinge erbeuten. Mit ihren spitzen Nasen lockern sie zudem den Boden auf, durchmischen die Erde und sorgen somit für eine gute Durchlüftung.
Igel gelten im Ökosystem als sogenannte Schirmart, das heißt schützen wir ihren Lebensraum, so trägt das dazu bei, dass auch weitere, teilweise seltene Tierarten, die einen ähnlichen Lebensraum benötigen, überleben. Dazu gehören zum Beispiel die Blindschleiche, die Hausspitzmaus, die Wildbiene und das Tagpfauenauge. Igel gelten als gefährdete Wildtiere in Österreich. Sie verlieren hierzulande immer mehr an Lebensraum, folglich ist ihr Fortbestehen alles andere als gewiss. Dazu tragen zu einem Großteil die Menschen – also wir alle bei.
Gefahren: Meist menschengemacht
Igel haben trotz ihres Stachelkleides – bis zu 8000 an der Zahl – einige natürliche Feinde. Besonders in Acht nehmen müssen sie sich vor Uhu und Dachs, denn selbst die Igelstacheln können deren Klauen und Tatzen selten etwas anhaben. Für junge oder kranke Igel sind Marder, Fuchs, Wildschwein, Rabenvögel und Hunde gefährlich.
Bedeutender sind für den Igel aber menschgemachte Gefahren. Der Straßenverkehr stellt für die nachtaktiven Igel die größte Gefahr in ihrem Lebensraum dar. Zwar fehlen exakte Zahlen für Österreich, Schätzungen gehen aber davon aus, dass sie leider zu den am häufigsten überfahrenen Säugetieren zählen. Das immer dichtere Straßennetz zerschneidet die Landschaft in kleine Abschnitte und verleitet Igel, die auf ihrer Suche nach Nahrung bis zu mehreren 100 Metern zurücklegen, dazu, die Straßen zu überqueren. Sie sind oft schlicht zu langsam, um den herannahenden Autos zu entwischen.
Gefahr entsteht dem Igel auch durch Gartenarbeiten. Einige Schneckenkörner sowie Insektizide oder Kunstdünger sind für Igel giftig. Leider werden auch immer wieder Igel bei der Gartenarbeit verletzt oder getötet. Z.B., wenn ein Kompost- oder Laubhaufen umgeschichtet wird, den Igel tagsüber als Versteck benutzen. Auch beim Rasenmähen, insbesondere bei hohem Gras, sollte aufgepasst werden. Zum Schutz der Igel gilt es Mähroboter vor allem nachts auszuschalten, wenn die Igel unterwegs sind.
Schwimmbecken und Kellertreppen bilden eine weitere Gefahr für Igel, die abstürzen und ertrinken oder verhungern/verdursten können. Um dies zu vermeiden, sollten Ausstiegshilfen aus Holz bei offenen Kellertreppen und Becken angebracht werden. Auch Maschendrahtzäune oder weggeworfene Verpackungen sind gefährlich, weil Igel sich darin verfangen können. In den kommenden Monaten müssen wir uns allerdings weniger um die stacheligen Naturschützer sorgen, denn sie überbrücken die nahrungsarme, kalte Jahreszeit mit einem Winterschlaf.
Winterschlaf
Von Oktober bis April zieht sich der Igel in seinen wohlverdienten Winterschlaf zurück. Er sucht sich dafür ein Loch unter einem Ast- oder Blätterhaufen, wo er sich ein Nest einrichtet. Dieses Nest ist über den Winter beständig und mit Blättern gegen die Kälte und Nässe geschützt. Während der kalten Monate überleben die Igel, indem sie auf den zuvor angelegten Fettvorrat zurückgreifen. Unglaublich, aber wahr: Sie reduzieren dabei ihre Körpertemperatur und Atemfrequenz auf ein Überlebensminimum!
Ihr Herz schlägt nur noch 8- bis 20-mal pro Minute, die Atemfrequenz beträgt lediglich 5 Atemzüge/Min.! Auch die Körpertemperatur fällt von rund 37 ºC auf nur 5 ºC ab. Der Igel verliert während der 5 bis 6 Monate im Tiefschlaf rund 15% seines herbstlichen Körpergewichts. Daher braucht er ein Körpergewicht von 500 bis 600 Gramm, um (je nach Alter und Witterung) die Wintermonate zu überstehen.
Ein guter Unterschlupf und ausreichender Fettvorrat sind notwendig, damit wir uns im Frühjahr wieder über die Gartenhelfer freuen können. Hier ein paar Tipps, wie wir dem stacheligen Gast beim Überwintern helfen können. Genauso wie andere Wildtiere ist der Igel dankbar, wenn ein Teil des Gartens nicht aufgeräumt, also natürlich belassen oder sogar etwas verwildert bleibt und der Komposthaufen von Oktober bis März nicht umgeschichtet wird. Auch Reisig- und Laubhaufen sowie Hecken und Altholz bieten den Tieren Unterschlupf und Schutz vor Wind und Wetter.
Unterkunft und Nahrung
Zudem schafft ein Igelhaus an einem ruhigen Platz im Garten einen sicheren Unterschlupf. Dafür gilt es einen schattigen, trockenen Standort zu suchen, beispielsweise vor einer Hecke. Das Igelhaus ist nach unten offen und sollte über ein wasser- und winddichtes Dach verfügen. Dafür kann eine alte Obstkiste oder eine Box aus unbehandeltem Holz verwendet werden, in die man ein kleines Loch für den Eingangsbereich ausschneidet. Innen kann es locker mit Nistmaterial bestehend aus etwas trockenem Laub, Moos oder Stroh gefüllt sein. Eine Anleitung für ein selbstgebautes Igelhaus findet sich hier. Igelhäuser sind aber auch in Garten- und Baufachmärkten erhältlich.
Hat ein Igel auffallend wenig Gewicht (weniger als 500g), kann man ihn mit speziellem Igelfutter aber auch mit Katzenfutter oder Haferflocken versorgen. Aber Achtung: Igel sind laktoseintolerant, sie sollten deswegen nicht mit Milch gefüttert werden! Stattdessen ist eine flache Schale mit frischem Wasser vollkommen ausreichend. Auch gut zu wissen: Igel sind – entgegen dem weitverbreiteten Irrglauben – keine Vegetarier. Er hat also nicht viel Freude mit Äpfeln & Co.
Bleibt der Igelkörper abgemagert, sollte unbedingt eine der unten angeführten Anlaufstellen kontaktiert werden. Dies gilt ebenso, wenn der Igel hustet oder röchelt, hinkt oder sich kaum bewegt, sichtbare Verletzungen aufweist oder es sich um ein verwaistes Jungtier handelt, das an den geschlossen bleibenden Augen erkennbar ist. In diesen Fällen sollte das Tier mit einem Tuch oder Handschuhen behutsam aufgehoben und in eine mit Zeitungspapier gepolsterte Schachtel gelegt werden.
Anlaufstellen
Jeder, der einen verletzten oder schwachen Igel findet, sollte so rasch wie möglich eine Fachstelle (z.B. http://www.igelhilfe.net/, https://www.wildtierhilfe-wien.at/pflegestellen-in-oesterreich/) kontaktieren. Diese entscheidet, ob das Tier ärztliche Hilfe braucht oder wieder in die Freiheit entlassen werden kann. Es ist auch möglich, sich direkt mit der nächstgelegenen Tierarztpraxis in Verbindung zu setzen.
In Wien kümmert sich das Wildtierservice der Stadt um Anfragen. Es kann telefonisch oder per E-Mail kontaktiert werden und bietet darüber hinaus zu bestimmten Zeiten eine Wildtierfundbox an, bei der in Wien aufgefundene verletzte Tiere fachkundigen Tierpflegerinnen und Tierpflegern übergeben werden können. Die Wildtier-Hotline ist täglich von 7:30 bis 22 Uhr unter +43 1 4000-49090 oder unter wildtiere@ma49.wien.gv.at erreichbar.
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