Desertifikation oder Wüstenbildung bezeichnet die Verschlechterung der Bodenqualität in Trockengebieten infolge der Klimakrise und menschlicher Aktivität. Bei Desertifikation handelt es sich somit nicht um einen natürlichen, sondern einen menschengemachten Prozess. Höhere Temperaturen und geringere Niederschläge begünstigen das Phänomen. Wüstenbildung tritt dabei in allen Breitengraden und auf allen Kontinenten auf, auch in der EU stellt sie eine zunehmende Bedrohung dar.
Trockengebiete erstrecken sich über rund 40 Prozent der weltweiten Landmasse und beheimaten rund 38 Prozent der Weltbevölkerung. Es wird erwartet, dass die Klimakrise die Häufigkeit, Dauer und Schwere von Trockenheit und Dürren in vielen Teilen der Welt erhöhen wird. Das kann eine Beschleunigung der Bodendegeneration und der Desertifikation zur Folge haben. Desertifikation führt dabei zum Verlust von fruchtbarem Boden, sinkenden landwirtschaftlichen Erträgen, dem Absterben der Vegetation und Trinkwasserknappheit.
Ein Teufelskreis
Moderne Methoden der Landwirtschaft ermöglichen es auch in unfruchtbaren Wüstengebieten Ackerbau zu betreiben. Laut den Vereinten Nationen (UNO) könnte diese Art der landwirtschaftlichen Nutzung Böden langfristig allerdings schaden. Der Einsatz von chemischen Düngemitteln schwäche etwa die lebenden Organismen, die für Bodenfruchtbarkeit verantwortlich sind.
Regelmäßiges Pflügen trockne unterdessen den Boden aus und sorge dafür, dass er kompakter wird. Das habe zur Folge, dass Pflanzen nicht mehr wurzeln und Wasser nicht mehr versickern kann. Fehlerhafte Bewässerungstechniken könnten darüber hinaus die Versalzung des Bodens zur Folge haben. Daraus ergebe sich oft ein Teufelskreis aus Übernutzung und Desertifikation.
Auch Europa stark betroffen
Die Abholzung von Wäldern und Überweidung würden dem Boden die Vegetationsdecke nehmen, die ihn vor Erosion schützt. Ohne schützende Äste und stützende Wurzeln trockne der Boden aus und werde durch Regen und Wind fortgetragen. Feldforschung in der Sahelzone habe dabei allerdings ergeben, dass die traditionellen Formen der Weidewirtschaft, bei der Viehherden wandern und nicht ganzjährig am einem Ort weiden, nicht zwingend zur Desertifikation führen.
Die Wüstenbildung betrifft Regionen in allen Breitengraden und auf allen Kontinenten. Weltweit gilt das vor allem für weite Teile Nordafrikas im Bereich der Sahelzone, Südafrika, Zentral- und Südasien, Australien, Teile Nord- und Südamerikas und Südeuropa. Innerhalb der EU werden die Auswirkungen am deutlichsten in Portugal, Spanien, Italien, Griechenland, Zypern, Bulgarien und Rumänien zu spüren sein.
„Grüne Mauern“ sollen helfen
So gilt in Spanien der hoch industrialisierte Gemüseanbau als wesentlicher Grund für die fortschreitenden Desertifikation. Gemüse, etwa Salat oder Paprika, werden in riesigen Monokulturen angebaut. Das geht allerdings nur mit künstlicher Bewässerung. Murcia, Valencia, Kastilien und Katalonien weisen inzwischen eine hohe Desertifikationsrate auf. Die EU-Kommission warnte Ende 2018, dass 75 Prozent Spaniens von Verwüstung bedroht seien.
Auch in China ist die fortschreitenden Wüstenbildung seit geraumer Zeit ein Problem. China kämpft dagegen seit mehr als 40 Jahren mit massiver Aufforstung an. 1978 startete das Projekt "Grüne Mauer". Bis 2050 soll eine Fläche von 350.000 Quadratkilometern bepflanzt werden, das entspricht der Größe von Deutschland. Ein ähnliches Projekt gibt es mit "Afrikas Grüner Mauer" auch in der Sahelzone.
Die Bekämpfung der Desertifikation gestaltet sich komplex, weil es oft schwierig ist, die genauen Ursachen auszumachen und geeignete Gegenmaßnahmen zu treffen. Die Konvention zur Bekämpfung der Desertifikation der UNO (United Nations Convention to Combat Desertification, UNCCD) ist ein 1994 in Paris abgeschlossenes internationales Abkommen, das durch Nationale Aktionsprogramme umgesetzt wird. So wird versucht, langfristige Strategien unter Einbindung der lokalen Bevölkerung zu realisieren, um die Desertifikation weltweit einzudämmen.
(oekoreich/APA)
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