Das mit über 416.000 Unterschriften überaus erfolgreiche Tierschutzvolksbegehren hatte die Herkunftskennzeichnung von Lebensmitteln als zentrale Forderung, die Initiative oekoreich führt den Kampf dafür entsprechend fort. Nun wächst der Kreis der Unterstützer noch einmal deutlich und damit erhöht sich auch der Druck auf jene, die eine Umsetzung blockieren. Dazu zählen vor allem die Industriekonzerne, die Gastronomie und dem Vernehmen nach auch die Ministerinnen Elisabeth Köstinger und Margarete Schramböck.
Dabei ist die Forderung nach einer verpflichtenden Kennzeichnung der Herkunft von Lebensmitteln sowohl für mehr Tierwohl als auch für mehr Naturschutz und die Absicherung der heimischen Landwirtschaft von essentieller Bedeutung. Bestehende gesetzliche Vorgaben, oftmals nur übernommen auf Druck der Europäischen Union, haben sich in der Praxis als lückenhaft erwiesen. Auch die freiwillige Auslobung der Herkunft und Qualität von Lebensmitteln funktioniert in vielen Fällen nicht, wie etwa ein Blick in die Gastronomie zeigt.
Der zuständige Ausschuss im Nationalrat hat die Kennzeichnungspflicht explizit gefordert. Dazu hält Josef Moosbrugger, der Präsident der Landwirtschaftskammer Österreich fest: "Unsere Bäuerinnen und Bauern haben sich als Tierwohl-, Bio- und Nachhaltigkeits-Weltmeister einen Namen gemacht. Die Konsumentinnen und Konsumenten haben ein Recht darauf, diese hohe Qualität erkennen und gezielt wählen zu können. Konsumenten-, Bauern- und Tierwohl gehen hierbei Hand in Hand - auch mit Umwelt- und Klimaschutz."
Mehr Transparenz: Handel nimmt seine Verantwortung wahr
Nun hat auch der Handelsverband, die starke Interessenvertretung von über 4.000 Handelsunternehmen in Österreich, seine Unterstützung für eine verpflichtende Herkunftskennzeichnung zum Ausdruck gebracht. Dabei wird auch die vom Tierschutzvolksbegehren und oekoreich geforderte und von Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein vorgeschlagene Deklarationspflicht in der Gastronomie hervorgehoben, immerhin werden rund 50 Prozent der Lebensmittel mittlerweile im Außer-Haus-Bereich konsumiert:
"Der Lebensmittelhandel ist offen für eine verpflichtende Herkunftskennzeichnung für verarbeitete Lebensmittel, um die heimische Landwirtschaft zu stärken. Allerdings muss diese Pflicht auch für die Gemeinschaftsverpflegung und vor allem die Gastronomie gelten. Eine freiwillige Kennzeichnung reicht nicht, daher unterstützen wir die Pläne des Gesundheitsministeriums nach einheitlichen, verpflichtenden Kennzeichnungsregeln für alle Bereiche, egal, wo man isst, oder Lebensmittel beschafft", erklärt Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will.
Ob und wie sich die konstruktiven Kräfte in den kommenden Wochen behaupten können, bleibt nach wie vor offen. Ministerin Elisabeth Köstinger hat den Beschluss zwar noch für dieses Jahr angekündigt, will aber offenbar weiterhin die Gastronomie ausklammern. Ohne den Einbezug dieser würde aber ein stark verzerrender Effekt auftreten, so die Meinung von Experten. Bleibt zu hoffen, dass sich die Allianz aus Gesundheitsminister und Fachleuten, Konsument*innen, Bäuer*innen und nun auch Händler*innen am Ende durchsetzet.
In eigener Sache: Wir arbeiten unabhängig von Parteien und Konzernen. Um unseren Fortbestand zu sichern, sind wir auf Abonnent*innen angewiesen. Bitte schließen Sie jetzt ein Abo ab und ermöglichen Sie damit unsere Berichterstattung. Danke!