Der Stein des Anstoßes, vielleicht auch der berühmte letzten Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte, war die Butter. Eine neue Aktion des milliardenschweren deutschen ALDI-Konzerns und seines österreichischen Diskont-Satelliten HOFER, erzürnt gegenwärtig die landwirtschaftliche Seele. Denn aktuell gibt’s dort das Viertelkilo-Stück heimische Teebutter um 1,59 Euro, das entspricht einer deutlichen Absenkung gegenüber dem regulären Preis.
Stolz wirbt HOFER damit, dass er die Preise auf diverse Grundnahrungsmittel weiter senkt, das sei eine Reaktion auf die Teuerungskrise und das schmale Budget der Menschen in Österreich. Dass das bei den Bäuerinnen und Bauern im Land für Verärgerung sorgt, das nimmt der Handelsgigant offenbar in Kauf. Den Landwirten geht’s dabei um die systematische Entwertung ihrer Arbeit, denn hinter einem Lebensmittel wie Butter stecke viel Arbeit.
Enormer Ressourcenaufwand für Buttererzeugung
Bäuerin Jasmin Schwarz, die in sozialen Netzwerken als "Jasi_Farmlife" tausenden Menschen einen authentischen Einblick in ihre Arbeit und die bäuerliche Welt bietet, nahm diese Aktion kürzlich zum Anlass für einen dramatischen Appell auf Instagram: „Mir ist bewusst, dass viele Menschen aufs Geld schauen müssen. Aber ich weiß auch, wie viel Arbeit hinter einem Stück Butter steckt.“ Die Bäuerin macht auch auf den hohen Ressourceneinsatz aufmerksam.
Denn um ein Kilogramm Butter zu produzieren, braucht man in Österreich rund 20 Liter Milch. Und um einen Liter Milch zu erzeugen, muss eine Kuh rund 4 Kilogramm Gras fressen. Für die Erzeugung eines Liters Milch wiederum benötigt es, hier weichen die Schätzungen der Wissenschaft weit voneinander ab, zwischen 100 und 700 Liter Wasser. Wenn man das jetzt auf die Butter umlegt, kommt da einiges an natürlichen Ressourcen zusammen.
Bäuerin Schwarz zählt auf: „Wir bauen verschiedene Gräser und Getreidesorten an, die müssen geerntet und den Kühen verfüttert werden. Die Kühe müssen dann gemolken und die Milch anschließend mit einer Zentrifuge entrahmt werden. Danach muss der Rahm im Butterfass geschlagen werden, um die restliche Buttermilch rauszubringen. Wenn das geschehen ist, wird das in unserem Fall in einem Holzgefäß in eine Form gebracht, dann verpackt und etikettiert.“
Der Wert bäuerlicher Arbeit
Das Viertelkilo Butter um knapp 1,50 Euro steht also für viele Ressourcen, wie die Bäuerin aufzeigt: „Da geht’s um extrem viel Milch, die dafür verarbeitet wird, extrem viel Arbeit, die Bäuerinnen und Bauern da reinstecken.“ Die bäuerliche Arbeit dahinter würde bei dem Preis nicht abgegolten, der Aufwand sei enorm: „Wir in der Landwirtschaft, wir arbeiten 7 Tage die Woche, 24 Stunden am Tag, 365 Tage im Jahr, um die Lebensmittel zu produzieren.“
Die Handelskonzerne, in diesem Fall der Diskonter HOFER, würden mit ihrer Preispolitik dazu beitragen, dass Menschen den Wert der Lebensmittel nicht mehr richtig einschätzen können. Eine Alternative wäre der Ab-Hof-Kauf: „Und dann kommen Discount-Geschäfte her und machen solche Preise. Ich möchte mich bei allen bedanken, die regional kaufen, vielleicht sogar direkt beim Bauern. Es ist extrem viel wert, wenn Ihr direkt beim Landwirt einkauft.“
Bei Bäuerin Schwarz kann man das direkt am Hof machen, sie betreibt eine kleine „Ab-Hof-Box“, die rund um die Uhr geöffnet und befüllt ist. Dort werden allerlei selbstproduzierte Lebensmittel verkauft, etwa Sauerrahmbutter, Käse, Frischkäse, Joghurts, Topfenaufstriche und vieles mehr. Neben dieser „Schmankerl-Box“ beliefert sie auch noch 4 kleine Lebensmittelgeschäfte in der Region mit ihren Betrieben, ein perfekter regionaler Lebensmittel-Kreislauf im Einklang mit der Landwirtschaft.
Appell: „Kauft bitte keine Eigenmarken!“
Dass das für viele Menschen, insbesondere in den Städten, nicht möglich ist, dessen ist sich Bäuerin Schwarz bewusst. Dann solle man in den Supermärkten zumindest die Eigenmarken meiden: „Mir ist bewusst, dass nicht alle die Möglichkeit dazu haben, aber dann kauft zumindest keine Eigenmarken. Kauft bitte Molkerei-Produkte, es gibt viele verschiedene Angebote. Wie sollen wir in der Landwirtschaft mit solchen Preisen überleben? Das geht nicht!“
Wie schnell die großen Handelsketten übrigens bereit sind die heimische Ware auszutauschen, wenn es ihren Profit steigert, das zeigt aktuell auch der Fall von Hühnerfleisch beim Diskonter PENNY Markt. Die REWE-Tochter hat kürzlich tschechisches Hühnerfleisch ins Regal gelegt und damit für einen Aufschrei bei Geflügelbauern gesorgt. Hier würde eine Haltungsform importiert, die aus gutem Grund bereits in Österreich verboten sei, so der Tenor. Es lohnt sich also auf die Herkunft zu achten.
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