Nicht alles kann in Österreich angebaut werden - Bananen, Orangen, Kokosnüsse, Kaffee oder Kakao werden wir auch in vielen Jahren noch importieren müssen, die klimatischen und topographischen Bedingungen dafür sind bei uns einfach nicht gegeben. Doch gerade der Apfel ist ein Paradeprodukt der österreichischen Landwirtschaft und wird auch in großen Mengen erfolgreich seit Jahrhunderten in Österreich angebaut.
Ganze 160 Millionen Kilo Äpfel wurden im Jahr 2020 bei uns geerntet. Das ist zwar weniger als etwa noch 2018, wo es fast eine Viertel Milliarde Kilo waren, doch immer noch mehr als genug. Vor allem in Bezug auf den Konsum, der gegenwärtig bei rund 17 Kilo pro Kopf und Jahr liegt. Bei Äpfeln verfügt Österreich auch in schwächeren Jahren über einen Selbstversorgungsgrad von weit über 90 Prozent – es gibt also genügend heimische Früchte.
Unverständlich: Äpfel aus Chile
Umso unverständlicher ist es also, dass in heimischen Supermärkten massenhaft Äpfel liegen, die zum Teil zigtausende Kilometer weit gereist sind. Sie kommen etwa aus Chile, wie uns ein erboster oekoreich-Leser kürzlich informierte. Er war bei HOFER einkaufen und wurde auf die „Pink Lady“-Äpfel aufmerksam, die dort aktuell angeboten wurden. Sie haben eine Reise von bis zu 20.000 Kilometern mit LKWs und Schiffen hinter sich.
Fast die Hälfte der heimischen Obstanbaufläche wird dem Apfel gewidmet, drei Viertel der Gesamternte stammt aus der Steiermark. Viele Menschen fragen sich, ob es wirklich notwendig ist, dass Äpfel aus Südamerika herbeigeschafft werden, nur weil Konzerne offenbar daran mehr verdienen können als am heimischen Obst. Der oekoreich-Leser nennt es „Verrat an unseren Bauern“, wie er es in seinem Schreiben an uns formuliert.
Wenn man sich die österreichische Handelsbilanz bei Äpfeln ansieht, dann kann man sich tatsächlich nur auf den Kopf greifen. Jedes Jahr werden Äpfel im Wert von 36 Millionen Euro importiert, während gleichzeitig Äpfel im Wert von über 52 Millionen Euro exportiert werden. Es ist mehr als unverständlich, dass Äpfel aus Chile importiert werden, wenn offenbar so große Mengen ins Ausland verkauft werden können.
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