Sein Fleisch landet in allen Supermärkten des Landes, auf den Verpackungen stehen jedoch unterschiedliche Markennamen. Der riesige Produzent erwirtschaftet pro Jahr über 2,5 Milliarden Euro und zählt damit zu den größten Fleischverarbeitungsunternehmen Europas. Bereits in der Vergangenheit gab es heftige Kritik an dem Konzern, sie reichen von miserablen Arbeitsbedingungen über Versicherungsbetrug bis hin zur Tierquälerei.
Rund acht Millionen Tiere werden jährlich von dem deutschen Unternehmen getötet, an neun Standorten beschäftigt es rund 5.500 Mitarbeiter*innen. Eigentümer sind die rund 4.500 Bäuerinnen und Bauern selbst, die sich in einer Genossenschaft zusammengeschlossen haben. Entsprechend schön sind die Bilder, die für die Werbung verwendet werden, man sieht darin kleinbäuerliches Idyll – die Realität sieht leider ganz anders aus.
Die Rede ist vom deutschen Konzern WESTFLEISCH, der nun wieder von einem Skandal erschüttert wird. Stunden an Videomaterial, dazu eine Vielzahl an Fotos liegen nun vor, was sie zeigen, ist nur schwer anzusehen. Festgehalten werden darin die Misshandlung und Quälerei von Tieren durch Mitarbeiter, offenbar sowohl auf Bauernhöfen als auch in Schlachtanlagen, dazu kommen noch Vernachlässigung von Tieren bei Zulieferbetrieben.
Systematische Misshandlung
Schweine werden etwa systematisch mit Elektroschockern malträtiert, nicht nur im Ausnahmefall, sondern regelmäßig, obwohl das gesetzlich verboten ist. Und obwohl vom Konzern gerne mit „Tierwohl“ und Bauernhof-Idyll geworben wird, bezieht er seine Tiere aus gigantischen Tierfabriken, in denen tausende Schweine auf engstem Raum gehalten werden. Entsprechend problematisch sind auch die Haltungsbedingungen für die Tiere.
Die Videos und Fotos zeigen, dass die Luft ist in manchen Ställen so schlecht ist, dass die Augen der Tiere schwer entzündet sind. Sie können kaum noch etwas sehen, haben große Schmerzen. Auch offene, eitrige Wunden und allerlei andere Verletzungen sind auf dem Video- und Fotomaterial zu erkennen, eine entsprechende veterinärmedizinische Betreuung scheint nicht oder nur stark eingeschränkt gewährleistet zu sein.
Das Deutsche Tierschutzbüro berichtet: „Viele Tiere überleben die grausamen Zustände nicht. In einigen Betrieben wurden tote Tiere in den Zwischengängen dokumentiert. Aber auch in den Buchten finden sich teils schon verweste Kadaver. In einem Betrieb, der sowohl Mast als auch Zucht hat, wurden Schweinemütter in offenbar zu kleinen Kastenständen dokumentiert. Mindestens eine Nacht lang hatten die Tiere dort keinen konstanten Zugang zu Wasser – ein klarer Gesetzesverstoß.“
Strafanzeige erstattet
Die Aufnahmen wurden dem Deutschen Tierschutzbüro zugespielt, dieses hat sie nun veröffentlicht und auch gegen die betreffenden Betriebe mittlerweile Strafanzeige erstattet. Ob und in welcher Weise die Behörden dem Nachgehen ist bislang nicht bekannt. Der Konzern hat in einer ersten Stellungnahme angekündigt, dass er die Vorwürfe prüfen und entsprechende Konsequenzen setzen werde. Man darf gespannt sein.
Mehr Informationen zu den umfassenden Recherchen des Deutsche Tierschutzbüros finden sich hier.
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