Grundsätzlich ist es ja eine gute und unterstützenswerte Idee, wenn Unternehmen aus dem Lebensmittelhandel ihre extrem machtvolle Position nicht nur zur eigenen Profitmaximierung, sondern auch zur gesellschaftlichen Bewusstseinsbildung nutzen. Die Frage ist nur, ob das, was sie darunter verstehen, auch wirklich für die Gesellschaft wertvoll ist – oder ob es am Ende doch wieder nur Marketing bis Greenwashing bleibt.
Diese Frage drängt sich auch beim neuen „Good Food Board“ von BILLA auf, das oekoreich kürzlich genauer unter die Lupe genommen hat. Denn nicht nur seine illustren Mitglieder fallen ins Auge, sondern auch die Zielsetzung. Sonst recht Greenwashing-unverdächtige Personen wie Niko Rittenau oder Katharina Peter von der Veganen Gesellschaft Österreich wirken dort mit und lassen sich dafür auch vom Konzern bezahlen. Wofür eigentlich?
Hochverarbeitete Snacks und Import-Südfrüchte
Genau das wollten sie uns nicht sagen. Und das macht nicht nur nachdenklich, sondern befeuert auch Vorbehalte. Denn auf der Homepage von BILLA können wir lesen, dass der neue Beirat mit „gefährlichem Halbwissen“ aufräumen will. Müsste er dann nicht in einem ersten Schritt die Werbung des BILLA-Konzerns einstampfen lassen? Müsste der Beirat dann nicht sofort Palmöl, Kinderarbeit & Co aus den Regalen verbannen lassen?
Es bleibt zu befürchten, dass BILLA weiter auf hochverarbeitete Snacks und Süßspeisen aus Importfrüchten setzt, statt Regionalität und Saisonalität zu befördern. Und wenn das die Botschaften sind, die jetzt verstärkt in die Öffentlichkeit getragen werden sollen, dann hat das Ganze nicht nur keinen Mehrwert, sondern bewirkt sogar genau das Gegenteil. Die sündteure Quinoa-Avocado-Bowle wird die Klimakrise nicht lösen.
Weniger lukrativ – aber gesellschaftlich wertvoll
Das hippe Eis mit allerlei Zutaten, für deren Anbau riesige Flächen und gewaltige Wassermassen beansprucht werden, das also tausende Kilometer um die Welt reist, um im Tiefkühlregal von BILLA auf zahlungskräftige Kundschaft zu warten, das bewirkt keinen systemischen Wandel. Den bräuchten wir aber. Und genau dafür sollten sich „Influencer“ und „Expertinnen“ eigentlich einsetzen. Auch wenn das vielleicht weniger lukrativ ist.
Es ist zu akzeptieren, dass reichweitenstarke Menschen wie Niko Rittenau & Co ihre Rechnungen zahlen müssen, oder dass gemeinnützige Vereine auch Geld brauchen. Und in gewisser Weise kann man den Ansatz, dass man Konzerne „von innen heraus“ verändern möchte, auch nachvollziehen. Der Punkt ist nur: Dann muss das auch das Ziel sein. Und das muss in dieser Konstellation dann doch hinterfragt werden.
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