Sie gehören zu den wichtigsten natürlichen Lebensräume der Tiere und sind doch stark in Bedrängnis: Die Feuchtgebiete. Die vielen Flüsse, Auen, Seen, Moore und Teiche im Land sind über Jahrzehnte hinweg bestenfalls stiefmütterlich behandelt worden, wertvolle Flächen wurden zur wirtschaftlichen Nutzung trockengelegt oder durch menschliche Eingriffe in ihrer ökologischen Werthaftigkeit stark gemindert.
Durch die Trockenlegung der Moore etwa verlieren einzigartige Lebewesen, die nur dort vorkommen, ihren Lebensraum und werden verdrängt. Auch in den Wäldern wurden systematisch Gräben ausgehoben, um eine Entwässerung herbeizuführen – das rächt sich jetzt in Trockenperioden. Untersuchungen zeigen zudem, wie stark etwa menschgemachte Barrieren in Flüssen zur Minderung der Artenvielfalt beitragen.
Bei Hochwasser ein wichtiger Schutz für Menschen & Tiere
Und gerade bei Wetterextremen, wie wir sie in der letzten Zeit vielfach in Österreich erleben mussten, erkennt man den hohen Wert von intakten Augebieten – auch für den Schutz von Menschen. Denn je mehr Raum die Natur hat, um sich temporär auszudehnen, um im Unwetterfall große Wassermengen in kürzerer Zeit aufzunehmen und dann wieder kontinuierlich abzugeben, umso weniger Schäden entstehen auch.
Der Erhalt der zahlreichen Feuchtgebiete ist also in Zeiten des Klimawandels ein Gebot der Stunde und die Basis dafür ist ein umfassendes gesellschaftliches Bewusstsein. Erst wenn sich die Menschen bewusst machen, wie wichtig die Feuchtgebiete für den Schutz der Artenvielfalt, des Klimas und letztlich auch von unseren Nachkommen sind, erst dann werden sie Maßnahmen setzen, um diese Gebiete zu schützen.
Bewusstseinsbildung als Grundlage
Ein neues Projekt setzt nun genau hier an. Im Rahmen des „Ramsar Wetland Communication Hub“-Projekts soll in unterschiedlichen Zielgruppen das Bewusstsein gesteigert werden. Die primäre Umsetzungsregion für das bundesweite Projekt ist das nördliche Waldviertel, im Zentrum steht dabei auch das wichtige Bildungszentrum „UnterWasserReich“ und der zugehörige Naturpark Hochmoor Schrems.
Der Fokus liegt auf den Feuchtgebieten im Waldbereich, das gilt für Auenwälder gleichermaßen wie für Teiche oder Flüsse in Waldnähe. Mittels eigener Workshops, bei denen die führenden Experten in diesem Bereich mitwirken, sollen Waldpädagog*innen und andere Fachleute mit Informationen versorgt werden. Doch auch Menschen aus Politik, Verwaltung, Wirtschaft und Zivilgesellschaft sind angesprochen.
Auch Zukunftsversicherung für Land- und Forstwirtschaft
Projektleiter Sebastian Bohrn Mena hat ein klares Ziel vor Augen: „Wir müssen die natürlichen Lebensräume der Tiere erhalten, das schaffen wir aber nur in der Gemeinschaft. Naturschutz darf nicht länger als Gegenspieler von Land- oder Forstwirtschaft verstanden werden, er ist ganz im Gegenteil eine Art von Zukunftsversicherung für all jene, die mit und in der Natur arbeiten. Je mehr wir jetzt in den Erhalt der Feuchtgebiete investieren, umso besser für uns alle.“
Die ersten Aktivitäten haben bereits stattgefunden, etwa eine Schulung mit Pädagog*innen der HBLA für Forstwirtschaft in Bruck an der Mur. Im November und Dezember folgen weitere Workshops und Veranstaltungen in kleineren Gruppen, bevor dann im Frühjahr auch die Öffentlichkeit stärker involviert wird. Laufende Updates zu den Fortschritten im Projekt finden sich unter wetlandshub.at.
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