Vollspaltenböden, Kükentöten, Tiertransporte, genmanipuliertes Soja in den Futtertrögen – es gibt viele Bereiche in der Landwirtschaft, die dringend eine grundlegenden Reform benötigen. Dass eine überwiegende Mehrheit der Bevölkerung das möchte, steht schon lange nicht mehr zur Diskussion, zahlreiche Erhebungen und repräsentative Umfragen zeichnen hierzu ein mehr als deutliches Bild. Und nicht zuletzt auch der überragende Erfolg des Tierschutzvolksbegehrens, mit mehr als 416.000 Unterschriften trotz hartem Lockdown, sprechen eine klare Sprache: Die Menschen haben es einfach satt, wie mit Tieren vielfach immer noch völlig legal umgegangen werden darf.
Doch wann immer man mit politischen Vertretern und Verantwortlichen in der organisierten Landwirtschaft gesprochen hat, hörte man bislang immer, dass ein Umbau hin zu einer tier- und klimafreundlichen Landwirtschaft nicht leistbar wäre. Die Kosten würden zu einer eklatanten Verteuerung der Produktion und damit auch der Lebensmittel-Preise führen, gar von einer Verdoppelung ist mancherorts die Rede. Der Konsument wiederum wäre nicht bereit diese notwendigen Mehrkosten abzugelten, was man etwa an der vergleichsweise geringen Nachfrage nach Bio-Schweinefleisch festmache, weswegen leider alles so bleiben müsste, wie gehabt. Was für ein Unsinn.
Aufschläge für Bauern – aber nicht für Konzernprofite
Dass hier gleich mehrere Logikfehler eingebaut sind, vermutlich sogar absichtlich, um sich einem echten Diskurs zu entziehen, soll nicht weiter vertieft werden. An der Stelle dazu nur soviel: Für die teils absolut willkürlichen Preisaufschläge des Handels, die nicht dem Bauern, sondern nur dem Profit der Konzerne zugutekommen, sind Menschen natürlich nicht bereit zu bezahlen. Niemand sieht ein, wieso der Handel noch mehr daran verdienen soll, wo doch am Ende wieder nichts bei den Landwirten ankommt. Und wieso muss es überhaupt gleich Bio sein, nur weil man nicht möchte, dass Tiere systematisch gequält und die Natur zerstört wird? Es gibt Unternehmen die zeigen, dass es anders geht.
Die gute Nachricht ist also: Tierwohl ist sehr wohl finanzierbar, die Lügen der Blockierer sind endgültig entlarvt.
Eine neue Studie aus Deutschland zeigt jetzt, dass die Mehrkosten für eine Überwindung des Status Quo lediglich wenige Cent pro Portion für den Konsumenten ausmachen würden – 5 Cent, um genau zu sein. Das ergeben die Berechnungen des renommierten Thünen-Instituts, bei denen die Kosten für den einmaligen Umbau und auch für die laufende Mehrarbeit kalkuliert wurden. Doch, so auch die Conclusio der Forscher, über den Markt alleine lässt sich das nicht finanzieren. Das bedeutet: Natürlich muss der Staat mithelfen, wenn die Anforderungen in der Landwirtschaft weiter nach oben geschraubt werden. Ich habe noch nie einen Konsumenten getroffen, der dagegen gewesen wäre.
Das Wohl der Tiere muss uns als Gesellschaft was wert sein
Tierwohl geht uns alle an und wenn Staaten den Schutz der Tiere in ihrer Verfassung stehen haben, dann muss es ihnen auch was wert sein. Die Kosten für Umbauten und auch für den laufenden Mehraufwand dürfen jedenfalls nicht auf die Landwirte abgewälzt werden, meinen nicht nur Bauernvertreter, sondern auch all jene, die verstanden haben, dass dadurch das Bauernsterben im Inland und die Importe aus dem Ausland angekurbelt werden. Deswegen haben wir mit dem Tierschutzvolksbegehren, das demnächst im Nationalrat behandelt wird, auch immer gefordert, dass der Staat durch eine Fülle von Maßnahmen diesen Kostenausgleich dauerhaft sicherstellt.
Die gute Nachricht ist also: Tierwohl ist sehr wohl finanzierbar, die Lügen der Blockierer sind endgültig entlarvt. Doch wir werden das Mehr an Tierwohl nicht an der Kassa bewirken, sondern primär über unsere Position als Bürgerinnen und Bürger, die von unten Druck auf die Politik machen, die gesetzlichen Rahmenbedingungen zu ändern. Auf den Handel können wir uns nicht verlassen, der schaut in erster Linie auf die eigenen Profite, nicht auf das Überleben der heimischen Landwirte. Wir müssen also selbst dafür sorgen, dass die Fördergelder dort ankommen, wo sie hingehören: Zu jenen, die nicht auf Masse, sondern auf Qualität setzen. Und dazu gehört auch die Würde der Tiere.
In eigener Sache: Wir decken auf, wir fragen nach, wir bauen ein Gegengewicht auf. Das gefällt den Konzernen natürlich nicht, umso wichtiger ist der Rückhalt vieler Menschen. Bitte unterstützt unsere Arbeit! Jeder Beitrag hilft. Danke!
In eigener Sache: Wir arbeiten unabhängig von Parteien und Konzernen. Um unseren Fortbestand zu sichern, sind wir auf Abonnent*innen angewiesen. Bitte schließen Sie jetzt ein Abo ab und ermöglichen Sie damit unsere Berichterstattung. Danke!