Die gemeinnützige Bundesstiftung COMÚN organisiert von 24. bis 26. Juni 2024 die „Österreichischen Konsumdialoge: Lebensmittel“, eine Veranstaltungsreihe zur Bewusstseinsbildung und Wissensvermittlung. Thematisch liegt der Fokus diesmal auf unseren Böden, dem Leben darin und dem, was darauf angebaut werden kann. Dabei wird etwa beleuchtet, welche Auswirkungen die fortschreitende Versiegelung auf unsere Ernährungssouveränität hat. Ein zweiter inhaltlicher Schwerpunkt ist der Fairness bei der Erzeugung und Verteilung von Lebensmitteln gewidmet, vom Feld bis zum Teller. Wer profitiert aktuell und wie können wir das System beeinflussen?
Diesen und andere Fragen widmen sich zahlreiche Vorträge, Diskussionen und Workshops, sie sind aber auch Gegenstand von persönlichen Begegnungen und dem direkten Austausch mit unterschiedlichen Akteuren & Gestaltern vor Ort. Dutzende Praktiker*innen, Expert*innen und Entscheidungsträger*innen versammeln sich im Museum Arbeitswelt und geben einerseits ihr Wissen und ihre Erfahrungen weiter, öffnen sich aber selbst auch für eine Bereicherung ihrer Sichtweisen. Vom Kindergartenkind bis zum Spitzenpolitiker, von Verwaltungsbediensteten über Schüler*innen bis zu Landwirten werden tausende Menschen aktiv mitwirken.
Beginnend bei Kindergärten und dann aufsteigend von der Volksschule bis zur Oberstufe und natürlich für Erwachsene, werden an allen drei Tagen in Zusammenarbeit mit dem landwirtschaftlichen Dachverband Nachhaltige Tierhaltung Österreich (NTÖ), der HLW Steyr, der BAFEP Steyr, der KinderUni OÖ und dem Bodenbündnis Oberösterreich verschiedene Mitmachformate gestaltet und kostenfrei angeboten. Zahlreiche Kindergärten, Volksschulen, Mittelschulen sowie höhere Schulen haben ihr Mitwirken bereits zugesagt. Zudem wird ein öffentliches Vortragsprogramm angeboten, das gesamte Programm ist unter konsumdialoge.at/lebensmittel abrufbar.
COMÚN-Vorstand Sebastian Bohrn Mena: „Fairness kommt nicht von selbst“
Bei den „Konsumdialogen“ steht die Ermächtigung im Vordergrund, Menschen sollen in die Lage versetzt werden selbst in ihrer eigenen Lebenswelt zu gestalten und im Verbund mit anderen zu agieren. „Gerade in einem Super-Wahljahr ist uns wichtig zu zeigen, welche Handlungsmacht nicht nur bei uns individuell besteht, sondern wo es auch die Gemeinschaft braucht. Wenn Landwirte von Konzernen regelrecht ausgepresst werden, gleichzeitig die Konsumenten sich ihr Essen aber nicht mehr leisten können, dann können wir das nicht an den Kassen lösen. Die Konsumdialoge sollen in diesem Sinne ein Bewusstsein für Fehlentwicklungen schaffen, sie sollen aber auch Mut machen, dass eine grundlegende Transformation möglich ist. Dazu braucht es faktenbasiertes Wissen und es braucht Begegnungen mit Gleichgesinnten. Wir freuen uns auf drei spannende Tage und ganz besonders auf die Arbeit mit den Kindern“ so COMÚN-Vorstand und Konsumdialoge-Organisator Sebastian Bohrn Mena. Ein besonderer Dank gelte auch der HLW Steyr, die als Organisationspartner unterstützt – eine ganze Schulklasse begleitet die „Konsumdialoge“ in Vorbereitung und Umsetzung.
Landesrat Stefan Kaineder: „Umdenken und Umlenken dringend geboten“
„Das Thema Bodenschutz beschäftigt die Menschen in Oberösterreich. Und ich freue mich, dass die Konsumdialoge: Lebensmittel heuer den Fokus auf das Thema Boden und Klima legen. Bodenschutz ist Klimaschutz und bedeutet Ernährungssicherheit. Oberösterreich hat alleine von 2010 bis 2020 laut Agrarstrukturerhebung knapp 6.000 Hektar an Ackerflächen verloren. Eine Fläche auf der jährlich über 35.000 Tonnen Weizen produziert werden könnten und der Kalorienbedarf von über 100.000 Oberösterreicher:innen gedeckt werden würde. Durchschnittlich verliert Oberösterreich alle acht Tage den fruchtbaren Boden eines landwirtschaftlichen Betriebes. Wir müssen unsere wertvollsten Böden und Ackerflächen besser schützen. Aus Sicht des Klimaschutzes und aus Sicht der Lebensmittelversorgung ist ein Umdenken und Umlenken dringend geboten, denn es geht um den Schutz unserer Lebensgrundlagen“, so Umwelt- und Klima-Landesrat Stefan Kaineder.
Bürgermeister Markus Vogl: „Stolz, Austragungsort der Konsumdialoge zu sein“
Im September 2023 fanden die „Österreichischen Konsumdialoge“ erstmals in Steyr statt. Die große Beteiligung der Menschen in der Region und die maßgebliche Unterstützung durch die Stadtgemeinde haben dazu geführt, dass auch 2024 die „Konsumdialoge“ wieder in der Steyr stattfinden. Dazu Bürgermeister Markus Vogl: „Wie wir konsumieren, hat unmittelbare Auswirkungen auf uns und unser gesellschaftliches Miteinander. Das gilt in besonderem Maße für Lebensmittel. Mit meiner Kaufentscheidung kann ich die regionale Bauernschaft stärken, zu Tierwohl beitragen oder die Umwelt schützen. Gesunde Ernährung mit hochwertigen Lebensmitteln darf keine Frage der Geldbörse sein. Die Politik ist gefordert, ein Umfeld zu gestalten, das Bäuerinnen und Bauern, aber auch den Konsumentinnen und Konsumenten, ein gutes Leben ermöglicht. Als Stadt Steyr leisten wir einen wesentlichen Beitrag: Wir versorgen die Kinder unserer Stadt in Kindergärten, Krabbelstuben und Horten sowie unsere Senior:innen in den städtischen Altersheimen täglich mit frisch gekochtem, gesundem und leistbarem Essen. Ich bin stolz, dass nach der erfolgreichen Premiere im Vorjahr Steyr auch heuer wieder als Austragungsort der Österreichischen Konsumdialoge gewählt wurde. Auch die Schülerinnen und Schülerinnen der HLW Steyr sind wieder an Bord und dürfen bei Organisation und Bewerbung ihr Können beweisen. Besonders freue ich mich auf kritischen Dialog und Austausch und hoffe, dass wir noch mehr Steyrerinnen und Steyrer mit interessanten Workshops, Vorträgen und Diskussionen motivieren können, sich mit sozialen und ökologischen Auswirkungen unseres Konsumverhaltens zu beschäftigen.“
Bodenbündnis Oberösterreich: Workshops für Schulen
Wichtiger Programm-Partner ist auch das Bodenbündnis Oberösterreich, das Teil eines europäischen Netzwerkes mit rund 190 Städten & Gemeinden als Mitgliedern. Das Bodenbündnis wird für die „Konsumdialoge“ eigene Workshops für Schulen gestalten:
„Gerade im Hinblick auf die zunehmend spürbare Klimakrise, müssen wir daher vor allem mit unseren fruchtbarsten Böden sparsamer und sorgsamer umgehen. Daher freuen wir uns, dass bei den Konsumdialogen in Steyr der Boden im Fokus steht“, erklärt Bodenbündnis-Bereichsleiterin Gerlinde Larndorfer. „Mit Boden-Workshops, Vorträgen und Aktionen wollen wir dazu beitragen, dass immer mehr Menschen Boden begreifen und sogar dazu beitragen Boden gut zu machen, wie zB durch Entsiegelung im privaten aber auch kommunalen Umfeld. Denn als Konsument:in kann man durch die Art wie man sich ernährt, wo mein einkauft, wie man seinen Garten gestaltet und pflegt viel zum Bodenschutz beitragen.“ Nähere Informationen: www.bodenbuendnis.org und www.bodenfreundlich.at
Dachverband Nachhaltige Tierhaltung Österreich: „Blick hinter die Stalltüren“
Wichtiger programmatischer Partner der „Konsumdialoge“ ist der landwirtschaftliche Dachverein „Nachhaltige Tierhaltung Österreich“, der bundesweit alle Nutztiersparten vereint. Die beiden Vorstandsmitglieder Evelyn Zarfl, Obfrau des Österreichischen Bundesverbands für Schafe und Ziegen, und Markus Lukas, Obmann der Geflügelwirtschaft Österreich, repräsentieren den Verband vor Ort: „Die Nachhaltige Tierhaltung Österreich freut sich, in diesem Jahr als Kooperationspartner der Konsumdialoge aufzutreten. Damit repräsentieren wir die ExpertInnen aus der Praxis. Wir sind zuständig für die fachlichen Ausarbeitungen und Abhaltung von Workshops sowie für die thematische Mitorganisation des landwirtschaftlichen Fachbereichs. Gemäß dem Motto unserer Kommunikationsinitiative StadtLandTier- „Blick mit uns hinter die Stalltüre“ – vermitteln wir die Tierhaltung in Österreich. Wir von der NTÖ wollen KonsumentInnen die landwirtschaftliche Produktion ihrer Lebensmittel erklären und damit deren Wert aufzeigen. Wir sehen in den Konsumdialogen eine wichtige Veranstaltung, um Verbraucher mit Experten aus der Praxis zusammenzubringen und einen Diskurs zu schaffen. Um diesen Austausch fachlich wertvoll zu gestalten, ist uns die Teilnahme und unser Mitwirken wichtig.“
„Farmfluencerinnen“: Authentische Eindrücke von Landwirtschaft vermitteln
Im gesamten Programm wirken zahlreiche aktive Bäuerinnen und Bauern mit, darunter etwa Michi Sandmayr, Bäuerin aus Steyr und Moderatorin bei den „Konsumdialoge“: „Fairness in der Wertschöpfungskette klingt nach einem großen Thema und das ist es auch. Im Endeffekt geht es um viele kleine Fragen, Bereiche und Handgriffe, damit alle Beteiligten gut damit und davon leben können. Die Konsumdialoge bieten dabei eine Plattform, wo sich vor allem junge Menschen dazu aktiv einbringen und gezielt nachfragen.“ Eine zentrale Rolle spielen auch die sogenannten „Farmfluencerinnen“ – dabei handelt es sich um junge Landwirtinnen aus verschiedenen Teilen von Österreich, die über soziale Netzwerke direkt in Dialog mit Konsumenten treten und der Öffentlichkeit einen authentischen Einblick in ihre Lebenswelt verschaffen.
Gleich vier von ihnen sind bei den Konsumdialogen mit dabei, darunter die beiden Milchbäuerinnen Jasmin Schwarz aus Oberösterreich und Sandra Klappacher aus Salzburg: „Ich bin bei den Konsumdialogen dabei, um das Bewusstsein für regionale Produkte zu stärken. Mit dem Kauf von regionalen Produkten wird nicht nur die Landwirtschaft unterstützt, sondern man erhält Lebensmittel mit hoher Qualität und höchsten Produktionsstandards. Unsere Arbeit als Farmfluencer ist wichtig, weil wir die Gesellschaft aufklären. Wir zeigen, wie die Arbeit am Bauernhof funktioniert und wie Lebensmittel tatsächlich produziert werden. Es ist entscheidend, die Realität zu zeigen, damit Konsumenten verstehen, wie Lebensmittel wirklich hergestellt werden“ so Jasmin Schwarz. Und Sandra Klappacher ergänzt: „Ich freue mich auf tolle Gespräche, viele Begegnungen und Aha-Momente. Ich hoffe, den Menschen bewusst zu machen, wie wertvoll unsere Arbeit ist. Wie ein unsichtbares Band, das sich von Mal zu Mal immer weiterspinnt und am Ende sind alle irgendwie miteinander vernetzt. Frühere Generationen hatten nicht so wie wir, die Möglichkeit Konsumenten auf verschiedensten Wegen aufzuklären. Der Dialog zwischen Produzenten und Verbrauchern ging verloren. Ich sehe es als unsere Aufgabe, Menschen wieder bewusst an die Hand zunehmen und ihnen wieder Einblicke in die Arbeit der Landwirte zu geben.“
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