Bereits zum dritten Mal organisiert die gemeinnützige Bundesstiftung COMÚN die „Österreichischen Konsumdialoge“, zum zweiten Mal mit Schwerpunkt Lebensmittel. Von 28. bis 30. September gastiert man im malerischen Steyr, genauer gesagt im Museum Arbeitswelt. Und das aus gutem Grund, findet doch im Erdgeschoss die internationale „Future Food“-Ausstellung statt, die sich der Entwicklung unserer Ernährung widmet.
Besonders macht die „Konsumdialoge“ aber nicht nur die wunderbare Location, sondern auch das Programm. Über 80 Menschen aus Wissenschaft, Wirtschaft, Landwirtschaft, Politik und Zivilgesellschaft bringen ihre Erfahrung und ihr Wissen ein. Im Rahmen von 12 Diskussionen, 2 Ausstellungen und zahlreichen Workshops wird Wissen vermittelt und das Bewusstsein geschärft. Etwa über die Zusammenhänge zwischen Klimawandel und Ernährung. Wie beeinflusst das eine das andere? Welche Auswirkungen hat es?
Konsumenten und Produzenten als Verbündete
„Wenn es um Lebensmittel geht, dann dominiert in der Öffentlichkeit meist ein von der Werbung gezeichnetes Bild. Bei uns kommen hingegen endlich die Konsumenten und Bauern selbst zu Wort. Wir wollen den Schulterschluss zwischen diesen beiden Gruppen fördern, denn die einen werden viel zu oft mit Greenwashing & Co hinters Licht geführt und die anderen als Produzenten ausgepresst. Beenden können wir das nur, wenn wir uns wechselseitig als Verbündete betrachten“ so Sebastian Bohrn Mena, Organisator der Konsumdialoge.
Die Förderung des Dialogs zwischen Konsumenten und Bauern steht daher im Zentrum, das bildet sich nicht nur im Programm ab, sondern auch bei den aktiv Mitwirkenden. 20 Prozent der Speaker*innen sind selbst in der Landwirtschaft tätig oder arbeiten für landwirtschaftliche Organisationen. Bei den „Konsumdialogen“ wird ein Raum eröffnet, an dem offene und kritische Worte geradezu erwünscht sind. „Wir sprechen an, wie es wirklich ist. Hier gibt’s keine Maulkörbe“ so Bohrn Mena.
Kostenfreier Eintritt, alle herzlich willkommen
Möglich macht das auch die Förderung durch die öffentliche Hand. Rund 80 Prozent der Veranstaltungskosten werden von drei Ministerien getragen, dazu unterstützt das Land Oberösterreich und die Gemeinde Steyr. Ohne diese Unterstützung wäre es nicht möglich ein so buntes und reichhaltiges Angebot kostenfrei zur Verfügung zu stellen. „Wir wollen niemanden ausschließen und verlangen bewusst keinen Eintritt. Alle sollen sich beteiligen können, unabhängig von ihren Einkommensverhältnissen“ erklärt Bohrn Mena.
Selbst für kostenfreie Verpflegung ist vor Ort gesorgt, etwa durch mehrere Gastro-Stände. So gibt es vegane Köstlichkeiten beim "Is nu guat"-Truck, es gibt Obst und Gemüse aus der Region, die XXXLutz-Restaurants bieten ihren berühmten Tierwohl-Burger an, der oberösterreichische Bäcker Winkler backt vor Ort frisches Brot. Ein Käsesommelier der Berglandmilch bietet besondere Einblicke und lädt zur Verkostung von heimischen Spezialitäten, ebenso die Firma Hütthaler. Auch Kellys Chips, der einzige Produzent mit ausschließlich heimischen Kartoffeln, ist vor Ort mit einem Stand vertreten.
Offener Austausch und kritische Fragen
Ein Merkmal der „Konsumdialoge“ ist auch die offene Diskussionskultur. So informiert die AMA vor Ort mit einem umfangreichen Stand über ihre Programme und Aktivitäten und stellt sich auch kritischen Fragen. Im Bio-Bereich ist die AMA etwa besonders stark unterwegs und die positiven Auswirkungen auf die heimische Landwirtschaft, auf Bauern, Umwelt und Tiere gleichermaßen, können sich sehen lassen. „Man sollte sich ein eigenes Bild machen und die Möglichkeit zum Austausch nutzen. Wann hat man die schon?“ so Bohrn Mena.
Auch viele Expert*innen aus unterschiedlichen Bereichen kommen in Steyr erstmals zusammen, etwa die europaweit führende Future-Food-Forscherin Hanni Rützler. Sie berichtet am Eröffnungsabend über die aktuellen Trends, im Anschluss steht sie für Fragen der Mitwirkenden zur Verfügung. Das gleiche gilt für die Experten der „EsserWisser“ und der Landwirtschaftskammer Oberösterreich, die sich in die Diskussionen einbringen und vor Ort als Ansprechpersonen zur Verfügung stehen. Nicht zuletzt mit einer eigenen Ausstellung.
Freitag bis Samstag durchgehend Programm
Die „Österreichischen Konsumdialoge: Lebensmittel“ finden von Donnerstag bis Samstag, 28. bis 30. September 2023, durchgehend statt, geöffnet ist jeweils von 9:00 Uhr weg. An allen Abenden gibt es auch eigene Veranstaltungen, am Samstag etwa ein Konzert zum Abschluss. Der Zutritt ist kostenfrei möglich, ebenso alle Angebote vor Ort. Diese werden auch zahlreiche Schülerinnen und Schüler in Anspruch nehmen, die Inhalte sind für Jugendliche ab 14 Jahren verständlich aufbereitet, aber für die ganze Familie geeignet.
„Bei den Konsumdialogen geht es um das Miteinander. Wir stellen die Frage, wie die Ernährung der Zukunft ausschaut und welche Rollen wir als Individuen und im Kollektiv dabei einnehmen können. Wir räumen auch mit der Mär auf, dass der Griff ins Regal entscheidet, was und wie produziert wird. Das ist nachweislich nicht wahr. Wir als Bürgerinnen und Bürger sollten entscheiden, wie in unserem Land mit Tieren und Natur umgegangen wird und was in den Regalen landen darf“ so Sebastian Bohrn Mena abschließend.
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