„Wir sind immer offen für den Dialog“ und „interessiert an den Meinungen der Konsumenten“ – kennen Sie diese Sprüche? So oder so ähnlich können Sie das vermutlich bei Unilever, Nestlé und auch bei IKEA nachlesen, wenn Sie sich ein bisschen intensiver damit beschäftigen. Es sind die immer gleichen Standardfloskeln, die irgendwelche PR-Agenturen für teures Geld auf schön gestaltete Homepages schreiben, damit ein gewisser Eindruck erweckt wird. In Wahrheit interessiert man sich aber in diesen Konzernen kaum dafür, was die Menschen für Sorgen oder welche Kritik sie am Unternehmen haben.
Ein aktuelles Beispiel dafür liefert IKEA Österreich. Wie wir jüngst von der Bürger*innen-Initiative für ein Lieferkettengesetz gemeinsam mit Partnern aufgedeckt haben, betreibt der schwedische Möbelkonzern in Rumänien nach wie vor Raubbau in seinen Wäldern. Außerdem wurde zuvor von Medien offengelegt, dass sich in Kindermöbeln des Konzerns auch illegal gerodetes Holz aus sibirischen Urwäldern findet. Diese Vorwürfe sind nicht neu, seit vielen Jahren werden bereits derartige Anschuldigungen in vielen Ländern der Erde erhoben. Die Machenschaften von IKEA beschäftigen zahlreiche Organisationen.
Auch Ausbeutung von Menschen im Sortiment
Doch es ist längt nicht mehr „nur“ eine Frage der verletzten internationalen Umweltstandards, sondern betrifft auch die Menschenrechte. Wie unsere Sprecherin Veronika Bohrn Mena kürzlich im Interview mit Ö1 zeigte, bestehen furchtbare Arbeitsbedingungen in einer Zulieferfabrik von IKEA in Bulgarien. Mitten in Europa werden Menschen dort systematisch ausgebeutet, müssen unter widrigsten Umständen für den hochprofitablen Konzern arbeiten. Sie fertigen jene Textilien im Akkord, die dann in den großen blauen Möbelhäusern mit dem „grünen“ Anstrich verkauft werden.
Nach unserer Protestaktion anlässlich der Eröffnung des neuen IKEA-Standorts am Wiener Westbahnhof, hatten wir dem Konzern einen „professionellen Dialog“ angeboten – also den Austausch auf Augenhöhe mit dem Ziel, dass es zu konkreten Verbesserungen in den globalen Lieferketten kommt. Nach Wochen des Hinhaltens kam nun die Absage. Begründung? Das Thema Lieferkette sei „ausschließlich in der Konzernzentrale angesiedelt“. Da fragt man sich doch wo genau die überhaupt ist, denn in den Schachtelkonstruktionen der modernen Konzernwelt kennt man sich nicht unbedingt sofort aus.
Deswegen braucht es ein Gesetz
Der Kreislauf der Verantwortungslosigkeit sieht bei IKEA also ungefähr so aus: Für mutmaßliche Umweltverbrechen, die laut den Berichten unserer Partner von „Agent Green“ in Rumänien in ihren Wäldern begangen werden, ist IKEA in Rumänien verantwortlich. Darüber will man in Österreich nicht sprechen. Und dafür, dass die Produkte aus dem Raubbau in Österreich nicht länger verkauft werden, ist offenbar die Konzernmutter verantwortlich. Dafür sollen wir Konsument*innen in Österreich also nach Schweden reisen? Ein völlig absurdes und letztlich respektloses Verhalten des Konzerns.
Dieses System der Verantwortungslosigkeit zeigt aber geradezu perfekt, dass wir nicht länger auf Freiwilligkeit setzen dürfen. Es zeigt, dass wir nicht darauf hoffen dürfen, dass die Konzerne von selbst Einsicht zeigen – denn das machen sie nachweislich nicht, wie IKEA uns hier demonstriert. Erst wenn das Gesetz sie zur Verantwortungsübernahme zwingt, erst dann werden sie ihre dubiosen Machenschaften ändern. In anderen Ländern gibt es bereits entsprechende Regeln, nun ist es Zeit, dass sie auch in Österreich erlassen werden. Damit die Konzerne, die hier ihre Profite einfahren, sich nicht länger ausreden können.
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