Die Grill-Saison in Österreich läuft aktuell voll an und neben dem Fleisch, Käse und Gemüse, das gerne auf dem heißen Rost landet, stehen natürlich auch Saucen hoch im Kurs. An ihnen verdienen die Supermärkte mitunter besser als an dem Grillfleisch, das im Rahmen von „Extremaktionen“ und dergleichen regelrecht verschleudert werden. Die Grillsaucen hingegen können durchaus ins Geld gehen – doch sind sie es auch wert?
Genau dieser Frage hat sich vor kurzem die NGO Foodwatch Österreich gewidmet. In einem umfangreichen Grillsaucen-Check haben sie sich die im österreichischen Lebensmittelhandel verfügbaren Saucen genauer angesehen. Im Mittelpunkt der Recherche stand die Frage, wie viel Zucker, Salz und Fett in den Saucen enthalten ist. Immerhin sollte man wissen, was man sich da als „Beilage“ auf den Teller klatscht und wie viele Kalorien es hat.
Große Abweichungen – und Überraschungen
Neben dem Klassiker Tomaten-Ketchup, wurden auch BBQ-Saucen und Cocktail-Saucen unter die Lupe genommen. Jeweils 10 Stück aus den großen Handelskonzernen SPAR, BILLA & Co landeten im Einkaufskorb und wurden von den Konsumentenschützer*innen von Foodwatch Österreich verglichen. Es zeigt sich, dass es zu großen Abweichungen kommt – sowohl bei den Inhalten als auch beim Preis. Und einige Überraschungen warten auch.
Wir haben uns die Testergebnisse von Foodwatch Österreich genauer angesehen. Zum einen haben wir die Erkenntnisse nochmal zusammengefasst, andererseits bieten wir noch ergänzende Informationen dazu an. Etwa über die Hintergründe der Produzenten, also der oftmals multinationalen Konzerne, die hinter den Markenprodukten stecken. Denn ist wertvoll zu wissen, wer solche Produkte ins Regal stellt und viel Geld damit verdient.
Ketchup: Drei große Verlierer
Beim Tomaten-Ketchup gibt es drei große Verlierer. Einerseits das überaus bekannte „Heinz Tomato Ketchup“ des Herstellers „Kraft Heinz Company“. Dabei handelt es sich um einen milliardenschweren Nahrungsmittelkonzern aus den USA, dessen bekanntestes Produkt das bereits 1876 erfundene Tomatenketchup ist. Im Test schneidet das Ketchup mit einem Zuckergehalt von fast 23 Gramm auf 100 Gramm regelrecht katastrophal ab. Bei BILLA gibt’s dieses Produkt zum Preis von 6,50 Euro pro Kilogramm.
Mit 22 Gramm fast genauso schlimm sieht es beim HOFER-Ketchup „Le Gusto“ aus. Dabei handelt es sich um eine Eigenmarke des Konzerns, der dahintersteckende Produzent ist die Firma SPITZ, mit 250 Millionen Euro Umsatz einer der größten österreichischen Nahrungsmittelproduzten. Auf der Packung findet sich zudem der Hinweis, dass das Ketchup zwar in Österreich erzeugt wurde, jedoch mit Tomaten aus anderen Ländern. Es ist kostet jedoch auch nur rund 3 Euro pro Kilogramm.
Neben dem Zucker und Tomaten gibt es aber auch noch Salz im Ketchup – und bei manchen Produzenten sogar eine ganze Menge davon. So etwa beim Hersteller „byodo“. Dabei handelt es sich um einen deutschen Produzenten, der mit dem Spruch „bio vom feinsten“ wirbt. Ganz so fein ist das Ketchup mit über 3 Gramm Salz auf 100 Gramm eher nicht. Andere Produkte kommen mit der Hälfte aus. Erhältlich ist „byodo“ etwa beim Konzern DENNS, im Onlinehandel bekommt man es um 8,60 Euro pro Kilo.
Barbecue-Saucen: Eine Zuckerbombe
Noch mehr Salz enthalten die Barbecue-Saucen, die in Österreich nicht nur beim Grillen immer beliebter werden. Die Saucen mit „Raucharoma“ werden gerne zu Fleisch konsumiert und gibt es mittlerweile in allen möglichen Variationen. Es scheint ein Bombengeschäft zu sein, immerhin explodiert das Angebot regelrecht in den letzten Jahren. Auch die großen Handelsketten haben inzwischen Eigenmarkenprodukte im Regal liegen.
Generell zeigt sich, dass die meisten der 10 untersuchten Saucen einen sehr hohen Zuckergehalt aufweisen. Im Schnitt rund 30 Gramm pro 100 Gramm, damit liegen sie um rund ein Drittel höher als die Tomaten-Ketchups. Eine wahre Zuckerbombe also, die da ganz nebenbei auf den Teller kommt und den Kaloriengehalt des Essens massiv nach oben treibt. Ein Produkt stellt dabei den Spitzenwert von fast 37 Gramm pro 100 Gramm auf.
Die BBQ-Sauce von Develey ist der absolute Testverlierer und weist auch beim Salz mit über 3 Gramm einen Spitzenwert auf. Hersteller des Produkts ist die Firma Develey, ein deutscher Nahrungsmittelproduzent, der auf einen Umsatz von über 600 Millionen Euro jährlich bauen kann. In Österreich ist der Konzern als Eigentümer des ehemaligen Familienunternehmens „Mautner Markhof“ bekannt, das 2002 aufgekauft wurde.
Cocktail-Saucen: Fett ohne Ende
Nur rund ein Drittel des Zuckergehalts von BBQ-Saucen weisen die meisten der von Foodwatch untersuchten Cocktail-Saucen auf. Auch beim Salz liegt man noch unter den Werten des Tomaten-Ketchups. Alles gut also? Ganz im Gegenteil. Denn die Cocktail-Saucen stecken voller Fett, wie der Test von 10 Produkten zeigt. Im Schnitt über ein Viertel der Packung besteht aus Fett, satte 39 Gramm auf 100 Gramm weist der Testverlierer auf.
Dabei handelt es sich um das bekannte und beliebte Produkt von „Felix“. In der Flasche, die es um unter 10 Euro pro Kilo in den Supermärkten zu kaufen gibt, stecken primär Rapsöl, Wasser und konzentriertes Tomatenmark, außerdem noch Zucker und Eigelb. Kein Wunder, dass hier viel Fett zusammenkommt. Entgegen der landläufigen Meinung und der Aufmachung in Rot-Weiß-Rot, ist „Felix“ längst kein österreichisches Unternehmen mehr.
Bereits seit bald 30 Jahren gehört die Marke zum norwegischen Orkla-Konzern, einem milliardenschweren Mischkonzern. Ebenfalls nicht gerade ein Leichtgewicht ist der zweite Testverlierer in der Kategorie Cocktailsaucen, die Eigenmarke „Le Gusto“ von HOFER. Auch hier stecken satte 37 Prozent Fett in der Flasche. Immerhin kostet sie nur rund die Hälfte dessen, was für das „Felix“-Produkt zu berappen ist.
Fazit: Saucen besser selber machen
Der Foodwatch-Check zeigt eines sehr deutlich, nämlich, dass man vergleichsweise viel Geld für doch einige sehr fragwürdige Produkte auf den Tisch legen muss, wenn man sein Grillvergnügen aufpeppen möchte. Ob Ketchup, BBQ- oder Cocktail-Saucen, sie enthalten viel Zucker, viel Salz und vor allem auch viel Fett. Ein eigentlich leichtes Essen wird so sehr schnell zur Kalorienbombe. Dabei wäre das gar nicht notwendig, denn Saucen kann man recht einfach selbst herstellen. Meist braucht es dazu nur Joghurt, Zitrone und Salz, manche bevorzugen Schnittlauch, andere Pfeffer.
Worauf man auch achten sollte, ist, dass viele Inhaltsstoffe, für die meist in Plastik verpackten Saucen nicht aus Österreich stammen. Also weder die Tomaten, obwohl es davon reichlich bei uns gibt, noch Wasser, Zucker oder Öle, kommen in den meisten Fällen aus Österreich. Man legt sich also mit den Saucen die Importware auf den Teller, auch wenn man beim Fleisch, Gemüse oder Käse besonders auf die Herkunft achtet.
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