Wieso erfahren wir im Jahr 2022 immer noch nicht, woher die Lebensmittel stammen, die uns in den Restaurants und Gasthäusern aufgetischt werden? Grund dafür ist nicht eine technologische Unmöglichkeit, sondern der Einfluss einer offenbar übermächtigen Lobby. Die Gruppe derer, die just beim Schnitzel oder Kaiserschmarrn nicht auf die Karte schreiben möchte, was wirklich drinsteckt, scheint nach wie vor politisch zu dominieren.
Dass das zum Nachteil der Konsumentinnen und Konsumenten erfolgt, die damit unwissentlich und unwillentlich zu den Unterstützern von Tiermisshandlung und Naturzerstörung werden, scheint den handelnden Personen egal zu sein. Dass immer mehr heimische Bauernhöfe zusperren müssen, weil die Billigimporte aus Deutschland, der Ukraine oder Brasilien den Markt zerstören, ist ihnen offenbar ebenso egal.
Seltsame Haltung der Landwirtschaftsministerin
„Die ablehnende Haltung und die Drohgebärden des Gastronomie-Spartenobmanns der Wirtschaftskammer, Mario Pulker, sind skandalös.“ Deutliche Worte fanden auch die heimischen Schweinebauern bezugnehmend auf die jüngsten Entgleisungen des obersten Gastro-Lobbyisten Österreichs. Mit Händen und Füssen wehrt sich dieser bekanntlich gegen die verpflichtende Herkunftskennzeichnung bei Lebensmitteln in der Gastronomie.
Und bekommt dabei kräftige Rückendeckung von Ministerin Elisabeth Köstinger, die eigentlich hinter den Landwirten stehen sollte, in diesem Kampf aber auf der Seite jener Gastronomen steht, die ihre Kunden nicht über die Herkunft der Lebensmittel informieren wollen. Eine seltsame Haltung für eine Landwirtschaftsministerin, die dem Vernehmen nach deswegen auch bereits kräftig unter Druck stehen soll.
Eine unwürdige Posse
Denn die Landwirte haben zurecht die Nase voll von dieser parteipolitischen Doppelzüngigkeit und fordern jetzt von ihrer Ministerin endlich ein klares Bekenntnis zur Transparenz. Wieso Elisabeth Köstinger sich ausgerechnet für die Wirte starkmacht, die zum Nachteil der Bäuerinnen und Bauern die Herkunft ihrer Speisen vertuschen, das kann niemand mehr nachvollziehen. Es ist auch absolut unverständlich.
Seit Jahren wird uns Transparenz beim Essen versprochen, von Umweltministerin Leonore Gewessler wurden in ihrem Zuständigkeitsbereich – bei der öffentlichen Beschaffung also – auch schon Taten gesetzt. Nun wird es höchste Zeit, dass diese unwürdige Posse beendet wird und auch in der Gastronomie endlich verpflichtend darüber informiert wird, was uns da konkret tagtäglich aufgetischt wird. Schluss mit dem Betrug am Kunden!
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