Die Recherche von oekoreich zu jenem Start-Up, das die umstrittenen „Neoh“-Snacks vertreibt, schlägt weiter Wellen. Wochenlang hatte oekoreich versucht an Informationen über die Inhaltsstoffe und ihre Herkunft zu gelangen, vom Unternehmen selbst wurde nur gebunkert. Auch Investoren wie die Raiffeisenbank oder die Industriebäckerei „Ankerbrot“, die „Neoh“-Produkte in ihre Regale legt, wollten keine Auskunft geben.
Neben anderen Medien hat auch das Branchenmagazin „Cash“ die Recherche aufgegriffen. Auf Rückfrage durch das wichtige Magazin der Handelsbranche ist der Druck für „Neoh“-Boss Manuel Zeller offenbar zu groß geworden und man hat nun doch mehr Einblicke gewährt. Dabei stellt sich heraus, dass sich die Vermutung, dass man eben nicht auf österreichische Milch setzt, offenbar bestätigt.
Aufgedeckt: Die Milch stammt aus dem Ausland
Im Gespräch mit „Cash“ gibt der „Neoh“-Chef nämlich an, dass die Milch „aus der EU“ stamme. Das kann Polen mit seinen misshandelten Turbokühen genauso sein wie die Niederlande, wo bekanntlich die heimischen Kälber zur Turbomast hingeschickt werden. Wieso „Neoh“ nicht auf heimische Milch setzt, wo doch sogar der Raiffeisenkonzern sein Geld investiert, das hat „Cash“ aber leider nicht erfragt.
Somit ist zumindest mal ein Punkt geklärt und die Menschen, die „Neoh“-Snacks kaufen, wissen, dass sie damit die Milchwirtschaft in anderen Ländern unterstützen und somit indirekt die heimische Landwirtschaft schädigen. Wie darauf die heimischen Bäuerinnen und Bauern reagieren, das ist nicht dokumentiert. Man kann aber davon ausgehen, dass sie sich darüber nicht gerade freuen.
Fragwürdiger Zuckerersatz mit Nebenwirkungen
Ebenfalls merkwürdig ist die Zuckerersatz-Formel, die „Neoh“ groß anpreist. Die entsprechende wissenschaftliche Studie entpuppt sich auf „Cash“-Anfrage hin als eine Studie im Rahmen einer Masterarbeit, an der lediglich 15 Personen mitgewirkt haben. Ein aus 16 Bestandteilen bestehender Wirkstoff sorgt für die Süße, kann aber abführend wirken, wie eine Diätologin gegenüber dem Branchenmagazin bestätigt.
Wortwörtlich sagt sie im Gespräch mit „Cash“: „… wobei hier natürlich auch ein nicht unerhebliches Risiko für Nebenwirkungen wie Durchfall und Blähungen besteht.“ Wieso man ausgerechnet so einen Snack an Kinder verabreichen möchte, das erschließt sich uns nicht. Als „gesund“ kann ein Riegel mit mehr Fett als herkömmliche Schokolade wohl ohnehin kaum gelten, diese Nebenwirkungen werfen aber Fragen auf.
Heftige Kritik von Konsumenten
Die oekoreich-Recherche zu „Neoh“ hat jedenfalls für heftige Kritik bei Konsumentinnen und Konsumenten geführt. In ersten Reaktionen im Netz liest man beispielsweise: „Finger weg von dem Zeug“. Eine andere Person berichtet unter anderem davon, dass in einer Schule von einer Lehrperson der Snack als „gesunde Schokolade“ angepriesen werden würde. Diese Bewertung wird sich nun wohl ändern.
Nach wie vor ist „Neoh“ gegenüber oekoreich auf Tauchstation. Im Gespräch mit „Cash“ wird zwar darauf verwiesen, dass Kakao & Haselnüsse aus „nachhaltigen“ Quellen stammen, welche das aber sein sollen, das wird nicht erwähnt. Auch Zertifikate oder Gütesiegel werden nicht genannt. All das erweckt den Eindruck, dass hier ein Unternehmen seine Produkte als besser darstellt, als sie in Wahrheit sind.
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