Als ich vor drei Jahren begonnen habe mich ernsthaft mit der Frage zu beschäftigen, wie eine Zukunft ohne Tierleid und Naturzerstörung aussehen könnte, war ich primär geleitet von meiner eigenen Perspektive. Ein Jungvater, erwacht durch die Beschäftigung mit der Zukunft seines kleinen Buben. Der seit bald 9 Jahren keine Tiere isst. Der prototypische Konsument aus der Stadt, ohne echten Bezug zur Herkunft der Lebensmittel und ihrer Entstehungsgeschichte. Der sich bis dahin auch nicht groß um die ökologischen Dimensionen seiner Ernährung gekümmert hatte und daher ruhigen Gewissens zur Avocado aus der chilenischen Heimat griff, als Ersatz für das Hühnerfleisch im Salat.
Nun, ein erfolgreiches Volksbegehren zum Schutz von Tieren, Natur und der kleinbäuerlichen Landwirtschaft später, hat sich meine Perspektive gleich mehrfach gewandelt. Was meinen Vegetarismus betrifft, hat sich zur ethischen Dimension auch die ökologische und gesundheitliche gesellt. Mehr denn je fühle ich mich bestätigt in meiner Entscheidung auf Fleisch zu verzichten. Und ich wundere mich kein bisschen, dass immer mehr Menschen ihren Konsum massiv reduzieren oder gänzlich einstellen. Gleichzeitig bin ich aber auch toleranter geworden. Weil mir ein pragmatischer Schritt nach vorne hier und heute wichtiger ist als ein etwaiger großer Sprung im Übermorgen.
Ich habe dutzende Landwirte und sogar Lebensmittelproduzenten kennengelernt, die meine Ideale und Perspektiven teilen. Die schon jetzt einen aktiven Beitrag zur Verbesserung leisten, im Rahmen ihrer unternehmerischen Möglichkeiten. Ich habe verstanden, dass in der Allianz mit ihnen eine besondere Kraft steckt. Und ich habe in den vergangenen drei Jahren keinen einzigen Menschen getroffen, der ernsthaft behauptet hätte, dass es so weitergehen kann wie bisher. Hier ist etwas in Bewegung geraten, dessen Ausmaße wir uns nur schwer vorstellen können. Eines ist klar: Die Erzeugung und Verteilung von Lebensmitteln werden sich radikal ändern.
oekoreich: Sagen, was ist, gestalten, was wird
Wir steuern auf 10 Milliarden Erdbewohner bis zur Mitte des Jahrhunderts zu und befinden uns schon jetzt inmitten einer eskalierenden Klimakrise, die droht in einer absoluten Katastrophe zu enden. Das massenhafte Sterben der Arten ist noch nicht mal am Schirm der meisten Entscheidungsträger, wird aber wohl zur bestimmenden ökologischen Krise unserer Kinder und Enkelkinder. Und dennoch feiert und fördert die europäische Agrarwirtschaft den Rekord-Export von billigem Fleisch. Dieses System beschert einigen Konzernen obszöne Gewinne, während es Gülle-Seen auf heimischen Böden hinterlässt. Es forciert regelrecht den Raubbau an der Natur.
Man muss keine Klimaforscherin, Agrarökonomin oder Ernährungssoziologe sein, um zu verstehen, dass wir einen Wandel brauchen. Die Zukunft liegt in einer Landwirtschaft ohne Tierleid und Naturzerstörung, oder es gibt irgendwann keine Zukunft mehr für die Menschheit. Die Pandemien und Resistenzen, die wir mit großen Sorgen beobachten, sind nur Vorboten dessen was unseren Nachkommen blüht, wenn wir den Planeten weiter ungeniert missbrauchen. oekoreich ist nicht die Lösung aller Probleme, aber es ist ein aufrichtiger Versuch sie zu verstehen. Und uns im Kleinen wie im Großen zu vernetzen, über alle Grenzen hinweg, um sie zu lösen.
Unser Motto lautet dabei „Sagen, was ist, gestalten, was wird“. Hier in diesem neuen Medium, sagen ab sofort unabhängige Journalist*innen, Aktivist*innen und Expert*innen, was ist. Und parallel dazu befördern wir mit unserer Bewegung den gesellschaftlichen Wandel. Von unten nach oben, organisch wachsend, in unzähligen Gemeinden und Städten in Österreich, Deutschland und der Schweiz. Als neue Gemeinschaft der solidarischen Gestalter*innen einer ökologischen Zukunft, frei von Tierleid und Naturzerstörung. Wir haben das direkt-demokratische Mandat von über 416.000 Menschen erhalten. Und jeden Tag werden es mehr. Machen Sie mit!
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