Groß geworden ist sie am Wiener Stephansplatz, als Tochter einer Journalistin und eines Schauspielers. In ihren 30ern hat es sie dann ins Waldviertel gezogen und seither ist sie von dort nicht mehr wegzudenken. Denn mittlerweile hat Nicole Herout gemeinsam mit ihrem Mann Michael dort ein Refugium geschaffen, das prototypisch für so vieles steht, was immer mehr Menschen sich in und von der Landwirtschaft in Österreich wünschen. Wie konnte sich ausgerechnet eine bürgerliche Wienerin den Bio-Vorzeigehof aufbauen? Mit viel Arbeit und Fleiß und vielen, vielen unterschiedlichen Erfahrungen.
In den 1990er-Jahren hat sie mit ihrem damaligen Mann eine alte verfallene Mühle gekauft, diese sorgsam restauriert und ist quasi zufällig in die Landwirtschaft gestolpert. Ein paar Schafe und Hühner zu Beginn, dann wurden es immer mehr. Und natürlich waren da noch die Pferde, immer schon eine große Leidenschaft. Inzwischen ist der Biohof St. Nikolaus eine 14 Hektar große Landwirtschaft mit hunderten Bewohnerinnen und Bewohnern aus dem Tierreich. Wer sich ein wenig umsieht wird große Truthähne, Pferde, Hühner und natürlich Schafe entdecken, die alle im Einklang miteinander ihre Zeit am Hof verbringen.
Jeglicher Stress wird vermieden
„Diese Form der Landwirtschaft rechnet sich auch“ räumt Nicole Herout gleich mit dem Missverständnis auf, dass es sich hierbei um einen spendenfinanzierten Gnadenhof handeln würde. Sie ist Direktvermarkterin, sprich sie verkauft Fleisch, Säfte und andere Waren ab Hof, vorwiegend in der Region, aber auch bis nach Wien hinein. Die Tiere werden direkt am Hof geschlachtet, das heißt jeglicher Stress wird vermieden. Sie betont die Wirtschaftlichkeit, weil sie zeigen möchte, dass nicht immer auf Masse gesetzt werden muss. Es geht auch ohne industrielle Fertigung, auch wenn das natürlich viel Arbeit ist.
Nicole Herout führt seit dem Jahr 1990 ihre Betriebe Bio-zertifiziert, damit gehört sie zu den absoluten Pionieren in Österreich. „In der letzten Partie ist bei uns ein einziges von 200 Masthühnern gestorben. Normalerweise können es zwischen 5-10% Prozent sein, die in der regulären Geflügelmast sterben. Und dass, obwohl wir gänzlich auf Antibiotika verzichten“, so Herout. Die studierte Tierärztin setzt auf den vorbeugenden Einsatz von ihr entwickelten Heilkräuter-Mischungen und jede Menge Freilauf an der frischen Waldviertler Luft. Neben den tierischen Produkten gibt es auch Erzeugnisse aus den eigenen Kirschen und Ribiseln oder aus Lavendel und Pfefferminz.
Die gewonnene Obstraupe ist bereits im Einsatz
Und auch Äpfel finden sich natürlich auf dem Biohof. Und die werden jetzt noch leichter aufgesammelt. Denn Nicole Herout gehört zu den glücklichen Gewinnern beim „Leonhard“-Preis für bäuerliche Direktvermarkter, der von oekoreich 2021 in Zusammenarbeit mit vielen Partnern vergeben wurde. Sie gewann dabei per Verlosung eine Obstraupe von Organic Tools im Wert von über 2.000 Euro. Für bäuerliche Direktvermarkter eine geniale Hilfe für die tägliche Arbeit. Das technische Wunderwerk aus Österreich ist mittlerweile im Einsatz am Hof und dabei hilft, das Obst aufzusammeln. Das Fallobst wird täglich an Pferde und Schafe verfüttert. Die reifen Äpfel im Herbst werden dann zu pasteurisierten Apfelsaft.
Doch nicht nur im Waldviertel sind Nicole Herout und ihr Mann Michael im Einsatz. Auch in Afrika helfen sie und verfolgen dabei eine „Bio-Vision“, etwa in Uganda. Mit ihrem Unternehmen „Momo Aktiv“ vertreiben sie Mineralergänzungsmittel für landwirtschaftlich genutzte Tiere, Pferde und Haustiere. Vier Kinder hat Nicole Herout im Waldviertel großgezogen, alle sind mittlerweile erwachsen und dem Hof entwachsen. Alleine sind sie und ihr Mann trotzdem so gut wie nie, denn am Hof kann man auch Urlaub machen. Und das können wir nur wärmstens empfehlen!
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