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Analyse nach Katastrophe: „Wir müssen uns auf mehr Hochwasser einstellen“

Nach dem Hochwasser ist vor dem Hochwasser, sagt ein Experte.

9/19/2024
  • Österreich
  • Umwelt
  • Klima
Analyse nach Katastrophe: „Wir müssen uns auf mehr Hochwasser einstellen“

Während man vielerorts voraussichtlich noch lange mit den Auswirkungen des Extremregens der vergangenen Tage zu tun haben wird, ist die Ursache der Verheerungen vorerst "überstanden", so der Meteorologe Leopold Haimberger zur APA. Erreichen aber die Meere um Europa weiter Rekordwerte in den Sommern, steigt das Potenzial für derartige Kapriolen. Letztlich müsse man den Klimawandel verstärkt in der Planung berücksichtigen. Ein "Kleinreden" helfe niemandem, so der Experte.

In den kommenden Tagen sind keine nennenswerten Niederschläge in den heimischen Hochwassergebieten zu erwarten, so der Wissenschafter vom Institut für Meteorologie und Geophysik der Universität Wien. Alles in allem hätten die meteorologischen Prognosen zur sich schon ein paar Tage vor dem vergangenen Wochenende anbahnenden Extremsituation "bemerkenswert" genau gepasst. Dass es in den Voralpen und im Wienerwald bis zu 400 Millimeter Niederschlag pro Quadratmeter werden könnten, haben manche Modelle schon fast eine Woche davor vorhergesagt.

"Überraschend war, dass es im Flach- oder Hügelland - also in Tulln oder St. Pölten - die maximalen Niederschläge gegeben hat. Man würde das eher in den Voralpen erwarten, wo Stauniederschläge in der Regel stärker sind", sagte Haimberger. Leider auch gut vorhergesagt wurden "die enormen Niederschläge in Tschechien und Polen".

Ursache liegt im Mittelmeer

Der Mit-Verursacher dieser Entwicklung waren die teils im Vergleich zu den Vorjahren um bis zu fünf Grad Celsius wärmeren Meere um Europa. Die Temperaturen in der Adria "haben jetzt tatsächlich beachtlich abgenommen", Ähnliches gilt auch für das westliche Mittelmeer und die Ostsee - nicht aber für das Schwarze Meer. Das heißt, dass durch die starken Winde und die Verdunstung dort enorm viel Energie entnommen wurde, "und diese dann zum Starkregen bei uns beigetragen hat". Das ähnle mittlerweile der Situation vor und nach einem Hurrikan in der Karibik.

Dieses Übermaß an Energie in den Meeren, das von stärkeren Wettersystemen, wie dem aktuellen Tief abgezapft und woanders abgeladen werden kann, zeige, dass "das Potenzial für Starkniederschläge steigt. Das führt letztlich dazu, dass Hochwasserereignisse, die früher alle 100 Jahre aufgetreten sind, möglicherweise alle 20 bis 30 Jahre auftreten", so Haimberger: "Die Ereignisse werden eben tendenziell stärker. Darauf müssen wir uns einstellen."

Sehe man sich an, welche Immobilien nun geflutet werden, dann stehen diese dort meistens schon seit 50 bis 200 Jahren. Damals lagen die Raumplaner richtig, wenn solche Bereiche mit Dämmen geschützt und zur Besiedelung freigegeben wurden. Wenn sich jetzt das Klima so stark verändert, wird man andere Maßstäbe anlegen und stärkere Hochwässer mitbedenken müssen, so der Meteorologe: "Wenn man Bauvorhaben plant, sollte man wirklich den Klimawandel mitberücksichtigen, so gut es geht. Alles andere ist fahrlässig." Mit einem "Kleinreden" könne man "vielleicht Wahlen gewinnen", letztlich schade man aber der Gesellschaft damit.


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