Die Bilder der brennenden Schweinezuchtanlage in Alt Tellin im Norden Deutschlands haben Ende März viele Menschen nachhaltig schockiert. Über 50.000 Ferkel und 7.000 Schweine waren in den 18 Ställen der gigantischen Anlage vor dem Brand untergebracht, lediglich 1.500 Tiere konnten vor dem Flammentod gerettet werden. Immer noch ist die Ursache ungeklärt, es wird auch wegen des Verdachts der Brandstiftung ermittelt.
Der völlig zerstörte Standort in Alt Tellin war nur eine von elf Anlagen im gesamten Bundesgebiet, die von der Landwirtschaftlichen Ferkelzucht Deutschlands betrieben werden. Schon vor 10 Jahren hatte es Proteste gegen die gigantische Tierfabrik gegeben, Umweltorganisationen warnten vor der Brandgefahr und versuchten mit über 700 Einwänden den Bau zu stoppen. Letztlich vergeblich. Immer wieder gab es in den vergangenen Jahren auch Zwischenfälle, so verendeten im Jahr 2019 über 1.000 Ferkel elend, nachdem eine Lüftungsanlage ausgefallen war.
Auch Landwirtschaftsminister gegen Großprojekte
Nun mehren sich kritische Stimmen in Deutschland, die ein Ende dieser Massentierhaltung fordern. Und sie kommen längst nicht mehr nur von der organisierten Tierschutz- oder Umweltschutz-Szene, sondern aus immer breiteren Teilen der Gesellschaft und der Politik. Mittlerweile ist nicht nur bekannt, wie schlecht es den Tieren in solchen Anlagen geht, sondern auch wie fatal die Folgen für die Umwelt sind.
Und so stellt sich nun auch Till Backhaus, der Landwirtschaftsminister von Mecklenburg-Vorpommern, gegen den Wiederaufbau der konkreten Anlage und spricht sich ebenfalls gegen neue Großprojekte aus. Die Empfehlungen der Borchert-Kommission, die konkrete Vorschläge für eine Transformation der deutschen Landwirtschaft in Richtung Tierwohl und Klimaschutz formuliert hat, soll bei der Weiterentwicklung berücksichtigt werden. Das Ende der Massentierhaltung in Deutschland ist damit wohl noch nicht besiegelt, aber Fälle wie jener in Alt Tellin führen dazu, dass sich der öffentliche Diskurs verschiebt.
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