Man kann die Werbung mit Regionalität auch übertreiben. Vor allem dann, wenn das, was auf der Packung groß und werbewirksam draufsteht, gar nicht wirklich in der angepriesenen Form drinsteckt. So etwa im Fall von gittis Müsli. Die Firma „Gittis Naturprodukte GmbH“ aus Salzburg wirbt im Netz und auch auf der Packung ganz offensiv mit der besonderen Herkunft ihrer Rohstoffe. Aus der „wunderbaren Natur“ stammen diese, auch das „Salzburger Land“ wird mehrfach erwähnt – doch der Schein trügt etwas.
Ein kleiner Satz am Rande der Packung weist aufmerksame Leser darauf hin: „Die verwendeten Früchte, Hafer-, Weizen- und Gersteflocken stammen nicht aus Österreich“ steht dort. Das ist dann doch verwunderlich und auch ein bisschen widersprüchlich zu dem Werbetext, der groß und fett auf der Rückseite prangt: „Wir leben in einer wunderbaren Natur, die uns täglich dazu inspiriert, Wertvolles herzustellen. Für gittis Müsli aus dem Salzburger Land vereinen wir hochwertige Zutaten aus reiner Natur (...)“
Interessant ist auch, dass auf der Kaufpackung aus dem Supermarkt zwar dieser Satz über die wahre Herkunft der verwendeten Zutaten auf der Seite klein aufgedruckt ist, auf der Packung auf der Homepage des Unternehmens fehlt dieser aber. Stattdessen bleibt die Stelle dort unausgefüllt.
Die Mühlen stehen in Bayern, die Rohstoff-Herkunft bleibt ungenannt
Wir haben bei dem Unternehmen nachgefragt und auch rasch die freundliche Auskunft erhalten, dass die eigenen Angaben nur teilweise richtig wären, denn es würden durchaus auch Rohstoffe aus Österreich verwendet. Etwa Äpfel, wenn diese lieferbar wären, man hätte aber auch schon mal zu Äpfeln aus Ungarn greifen müssen. Die Mühlen ihres Zuliefererbetriebs würden in Bayern stehen, woher die dort verarbeiteten Rohstoffe stammen, wurde aber nicht ausgeführt. Könnte also auch aus Drittstaaten stammen.
Der Hinweis auf gittis Müsli kam übrigens von einer aufmerksamen oekoreich-Unterstützerin aus Vorarlberg, die sich sehr über diese aus ihrer Sicht irreführende Werbung ärgerte. Wir können diesen Ärger verstehen, denn wer so offensiv mit Natur und Regionalität wirbt, sollte auch halten, was er verspricht. Das Argument mit den Mühlen ist nachvollziehbar, erklärt aber nicht, woher die verarbeiteten Zutaten ursprünglich stammen. Genau das wollen die Menschen aber wissen. Und wir meinen: Sie haben ein Recht darauf.
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