Zuerst war da das dubiose „Good Food Board“, bei welchem Influencer*innen und „Expert*innen“ aus dem veganen Bereich dafür bezahlt werden, dass sie den milliardenschweren deutschen BILLA-Konzern beraten. Sogar die Vegane Gesellschaft Österreich ist mit einer Mitarbeiterin vertreten, ob der gemeinnützige Verein vom Konzern dafür auch Geld bekommt, das wurde jedoch bislang trotz Nachfrage nicht offengelegt.
Dann eröffnete BILLA eine Filiale mit rein veganem Sortiment, blöderweise nur ein paar hundert Meter entfernt von einem rein veganen Supermarkt, der bereits seit zehn Jahren besteht und sich in Familienhand befindet. Wieder jubelten die üblichen Verdächtigen aus der „Szene“, es wäre doch ein geniales Signal, dass ein Konzern jetzt auf vegan setzen würde. Nun, das sahen offenbar nicht alle Menschen so, der Unmut war groß.
Der neueste Coup: Der Polit-Akteur
Und dann mussten wir auch noch lesen, dass BILLA eine Senkung der Umsatzsteuer auf pflanzliche Milch fordere. Bislang wird Kuhmilch mit 10 Prozent besteuert, Hafermilch aber mit 20 Prozent. Wieso? Das eine gilt als Lebensmittel, das andere als Getränk. Klingt sinnlos? Ist es auch. Also eine durchaus sinnvolle Forderung, die da vom Konzern aufgestellt wurde. Man fragt sich aber: Wenn das Unternehmen tatsächlich helfen will, wieso hilft es nicht?
Im Lebensmittelbereich ist der Handel der große Gewinner. Er schlägt saftige Margen auf, er bestimmt, was im Regal landet, er bremst kleine Produzenten durch Eigenmarken aus. Wenn es also einem Giganten wie BILLA ein Anliegen ist, dass vegane Lebensmittel günstiger sind als tierische, wieso senkt er dann nicht einfach die Margen? Wieso macht er also die Milch aus Soja, Hafer, Mandel & Co nicht einfach günstiger?
Greenwashing: Keine gute Idee
Dass Konzerne die Senkung von Steuern fordern, das erleben wir jeden Tag. In den letzten Monaten durften wir vielfach erleben, wie Einfluss auf die Politik genommen wurde. Niemals passiert das jedoch im Sinne des Gemeinwohls, sondern stets zum eigenen Vorteil. Das ist auch verständlich, man kann einem Management-Satelliten, bei dem die Vorstände fette Boni für obszöne Gewinne erhalten, kaum vorwerfen, dass er dem Kapitalismus frönt.
Man kann aber die hippe „Szene“ schon daran erinnern, dass es vielleicht keine so gute Idee ist, wenn wir die Deutungshoheit den Konzernen überlassen. Ganz gleich, ob es „gute Konzerne“ sind, die sich dann als Handlanger von Finanzgiganten herausstellen – wir erinnern uns an OATLY – oder Handelsunternehmen, die sich dubiose Beiräte basteln. Die Verbreitung der veganen Ernährung in allen Ehren.
Es geht auch anders
Ich finde es auch sehr sinnvoll, dass vegane und vegetarische Sortimente ausgebaut werden, je mehr Angebot, umso mehr wird davon auch gekauft. Das ist ein marktwirtschaftliches Grundprinzip, das natürlich auch hier gilt – und nicht etwa umgekehrt, denn die Nachfrage, das sehen wir tagtäglich in den Regalen, bestimmt nicht das Angebot. Niemand verlangt nach Käfigeiern, trotzdem stecken sie fast überall drin.
Aber fallen wir doch bitte nicht auf das plumpe Greenwashing der Konzerne rein, die ihr Geld vor allem mit viel Tierleid, Naturzerstörung und der Ausbeutung von Menschen verdienen. Wenn ein Unternehmen tatsächlich einen Beitrag leisten will, dann soll es doch bitte einfach die Preise für gewisse Produktgruppen senken. Das hat kürzlich übrigens der Händler „Gurkerl“ gemacht. Dort kosten vegane Produkte jetzt weniger. Gut so!
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