Dass der REWE-Konzern sich gegenwärtig mit extra bezahlten veganen Influencern und sogar einer Mitarbeiterin der Veganen Gesellschaft Österreich schmückt, das ist spätestens seit unserer Recherche zum „Good Food Board“ bekannt. Dass er mit seiner Tochter BILLA aber gleich eine ganze Filiale „veganisieren“ würde, damit haben wohl nur wenige gerechnet. Doch wer jetzt glaubt, dass das Unternehmen damit einen Coup gelandet hat, der irrt.
Vegane Community offenbar nicht begeistert
Und zwar gewaltig. Denn vegan lebende wie auch Fleisch essende Menschen gleichermaßen üben heftige Kritik daran. Für die einen ist das Ganze eine „reine PR-Show“, immerhin gibt es mit MaranVegan bereits seit vielen Jahren einen rein veganen Supermarkt. Man solle lieber dieses Kleinunternehmen unterstützen, das noch dazu nur wenige hundert Meter von der veganen BILLA-Filiale entfernt liegt, statt dem „verlogenen Konzern“ sein Geld zu geben.
Generell sind die Kommentare innerhalb der veganen Community scheinbar größtenteils negativ, zu groß ist die Solidarität mit den vielen kleinen Betrieben, die sich versuchen über vegane Angebote zu differenzieren. Dass jetzt der milliardenschwere BILLA-Konzern voll auf die Vegan-PR setzt, offenbar gut unterstützt von Influencern und Institutionen, sorgt nicht für Begeisterung unter vegan lebenden Menschen. Die denken offenbar zwei Schritte weiter.
Wer beteiligt sich an sowas?
Denn klar ist, dass die Zerstörung der kleinunternehmerischen Struktur kein Dienst an der Sache ist, sondern die Marktkonzentration noch weiter vorantreibt. Bleibt dann einmal der Umsatz hinter den Erwartungen oder wechselt das Management, dann ist die „Veganisierung“ gleich wieder Geschichte – Läden wie „MaranVegan“ sind dann aber endgültig zerstört. Wer beteiligt sich gerne freiwillig an so einer Vorgehensweise?
Dass auch die Fleischesser*innen sich nicht darüber freuen würden, das war hingegen irgendwie erwartbar. Von „Betrug am Konsumenten“ ist da im Netz zu lesen, weil etwa eine Dose als „Thunfischsalat“ gekennzeichnet sei, obwohl gar kein Fisch drinsteckt. Ich persönlich habe überhaupt kein Problem damit, dass etwas als „Milch“ bezeichnet wird, das nicht von Kuh oder Schaf oder Ziege kommt, sondern Hafer oder Soja als Grundlage hat.
Fazit: Vegan und vegetarisch ist gut, aber BILLA nicht zu trauen
Ich selbst lebe seit 10 Jahren vegetarisch und greife oft und gerne auch zu veganen Produkten im Supermarkt. Trotzdem bereitet es mir großes Unbehagen, wenn multinationale Giganten wie BILLA, die massenhaft Geld mit Tierqual in „Extremaktionen“ verdienen und sich auch von Kinderarbeit in den Regalen nicht distanzieren möchten, jetzt auf Weltrettung machen. Schade, dass da eigentlich wichtige und gute Organisationen wie die Vegane Gesellschaft mitspielen, oder Influencer sich als „Berater“ einkaufen lassen.
Wie schrieb ein Kommentator im Netz richtig? Bereits unsere Omas kochten vegan und vegetarisch, dazu braucht es keine PR-Show oder eigene vegane Konzern-Filialen in direkter Nähe zu kleinen veganen Supermärkten. Was man dazu braucht, das findet man in jedem Supermarkt. Wenn die Handelsriesen tatsächlich einen Beitrag leisten wollen, dann sollten sie besser auf die unwürdigen Rabattschlachten verzichten und etwa Tierqual, Palmöl, Kinderarbeit & Co rigoros auslisten. Dann könnte man ihnen glauben, dass es ihnen um Veränderung und nicht nur um den eigenen Profit geht – von dem sie ohnehin schon mehr als genug haben.
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