Eine wichtige Forderung des Tierschutzvolksbegehrens und von oekoreich steht kurz vor ihrer Umsetzung: Der Ausstieg aus dem genmanipulierten Regenwald-Soja in der heimischen Tierfütterung ist beschlossene Sache. Der Nationalrat hat die Bundesregierung aufgefordert für Umsetzung zu sorgen. Künftig sollen die hunderten Millionen Kilo Soja, die bislang aus dem brandgerodeten Regenwald stammen und dort unter hohem Pestizideinsatz erzeugt wurden, durch europäisches Futter ersetzt werden. Ein wahrer Meilenstein.
Doch nun stellt sich die Frage, wie die erwarteten Mehrkosten für das höherwertigere Futter aus europäischer Erzeugung verteilt werden. In der Vergangenheit sind oftmals die Landwirte auf den Umstellungskosten alleine sitzengeblieben, auch das hat das dramatische Bauernsterben in den vergangenen Jahren beschleunigt. Gleichzeitig gibt es nach wie vor viel zu viele Menschen im Land, die sich teureres Fleisch einfach nicht leisten können, weswegen die Umwälzung alleine auf die Konsumenten ebenfalls unfair wäre.
Zwei Cent pro Portion an Mehrkosten
Die erwarteten Mehrkosten für das Alternativ-Soja betragen schätzungsweise rund 2 Cent pro Portion. Diese stark vereinfachte Rechnung ergibt sich aus der Annahme, dass europäisches Soja rund 10 Euro pro Mastschwein mehr kostet. Wenn man das auf das Kilogramm Schlachtgewicht umlegt, so ergibt sich ein Preis von rund 10 Cent pro Kilo. Natürlich sind solche Zahlenspiele keine fixe Größe, aber doch ein guter Richtungswert zur Veranschaulichung der Dimension.
Auch die Konzerne müssen bereit sein, sich im Sinne der Fairness an den geringen Mehrkosten zu beteiligen.
Ein wichtiger Akteur in der ganzen Kette, die Konzerne in Lebensmittelindustrie und im Lebensmittelhandel, lagern in der Regel die Verantwortung auf den Staat aus. Sie erwarten sich auch diesmal wieder, dass wir Steuerzahler die Mehrkosten für das Gentechnik-freie Soja alleine stemmen. Doch das ist weder nachhaltig noch nachvollziehbar, denn immerhin machen die Konzerne jedes Jahr – trotz allen Krisen - fettere Profite.
Alle müssen mitzahlen: Auch die Konzerne
Hunderte Millionen Euro geben sie jährlich für die Bewerbung von Billigfleisch & Co aus, das Geld dürfte also vorhanden sein. Die errechneten Mehrkosten beim Umstieg auf die gentechnikfreie Ware aus Europa, wir sprechen hier also von lediglich 2 Cent pro Portion, sollten also auch maßgeblich von den Konzernen getragen werden. Das wäre ein unmittelbarer Beitrag zur Stärkung der heimischen Landwirtschaft.
Klar ist, dass die Konsumenten ihren Beitrag leisten müssen und auch werden. Und natürlich steht mit der öffentlichen Beschaffung, also mit dem Einkauf in öffentlichen Küchen, ein starkes Instrument des Staates zur Verfügung, um die Umstellung zu unterstützen. Doch im Gesamtkonzert der Marktakteure müssen eben auch die Konzerne in Handel und Industrie bereit sein im Sinne der Fairness sich an den geringen Mehrkosten zu beteiligen.
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