Es ist eine Frage, die spätestens seit sich Österreich erneut im Lockdown befindet wieder präsenter in den Köpfen der Menschen ist: Wo liegt der Ursprung von Sars-Cov-2? Ein Virus, das praktisch die gesamte Weltbevölkerung seit bald zwei Jahren in Geiselhaft hält und in Österreich jüngst zu einer dramatischen 4. Welle führte, die Ärzten und Pflegekräften alles abverlangt und nicht zuletzt zu mittlerweile zu mehr als 12.000 Todesfällen in Österreich führte.
Michael Worobey, Evolutionsbiologe an der Universität von Arizona veröffentlichte zur Frage nach dem Ursprung des Sars-Cov-2-Virus im November eine neue Studie. In dieser hält er präzise mit einer Zeitleiste, die ersten dokumentierten Krankheitsfälle im Dezember 2019 und im Jänner 2020 in China fest. Dem Wissenschaftler zufolge sind die Erkrankten rund um den Tiermarkt in Wuhan ein starkes in Indiz, dass dort der Ursprung des Virus liegt. Damit bestätigt er vorhergehende Annahmen von Experten.
Tiermarkt in Wuhan als Ursprung von Sars-Cov-2
Am Tiermarkt in Wuhan wurden bis zum Ausbrauch der Pandemie exotische Tiere wie Füchse, Krokodile und Schlangen zum Verkauf angeboten. Der Handel mit toten oder lebendigen Tieren auf Tierwildmärkten hat in ganz Asien eine lange Tradition. Lebende Tiere werden dabei in oft viel zu engen, rostigen Käfigen zu Schau gestellt, massenhaft übereinandergestapelt. Menschenmassen schieben sich an den Käfigen vorbei, es herrscht ein andauerndes Gedränge und Gerümpel.
Das stresst die Tiere und verängstigt sie natürlich enorm. Neben dem Lärm und der Angst, werden die Tiere teilweise kaum oder schlecht gefüttert. Damit Konsumenten auf dem Tiermarkt möglichst frische Ware angeboten bekommen, handeln die Marktstandbesitzer mit größtenteils lebendigen Tieren. Manche werden kurz vor ihrem Verkauf getötet, das Abziehen der Haut bei lebendigem Leib ist keine Seltenheit.
Ist Chinas Verbot von Wildtiermärkten nachhaltig?
China reagierte 2020, kurz nach Ausbruch der Pandemie sofort. Wildtiermärkte mussten schließen, der Handel und Konsum von Wildtieren wurde verboten. Auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) sprach sich im Zuge dessen deutlich gegen Wildtiermärkte, wie sie in vielen asiatischen und afrikanischen Ländern vorkommen, aus. China hat, obwohl es sich beim Handel mit Wildtieren um ein Milliarden-schweres Geschäft handelt, das Ende von Wildtiermärkten eingeläutet. Trotz der Tatsache, dass einige 2020 und 2021 wieder öffneten, zeichnet sich vorsichtig ein Umdenken im Umgang mit Wildtieren ab.
Weniger entschlossen ist China allerdings, was die Aufklärung des Ursprungs von Sars-Cov-2 angeht. Ein von der WHO entsandtes Wissenschaftlerteam durfte erst mehr als zwölf Monate später nach Beginn der Pandemie nach China reisen und kehrte ohne eindeutige Erkenntnisse zurück. Aufgrund dessen konnten die Experten nicht klar feststellen, ob der Tiermarkt tatsächlich der Ausgangspunkt der weltweiten Krankheitswelle war. China will weitere Forschungsarbeiten vor Ort nicht genehmigen. Das sorgt auch für politischen Sprengstoff. Die US-Regierung wirft der chinesischen Führung vor, nicht alle Informationen an das Wissenschaftlerteam weitergeleitet zu haben. China wiederum sieht darin einen Angriff auf sein Land sowie das chinesische Volk, indem man zum Hauptverantwortlichen und Sündenbock gemacht wird.
Fischverkäuferin als 1. Corona-Patientin
Dieser chinesische Unwille zur Aufklärung und Kooperation machte auch die Arbeit von Michael Worobey schwierig. Er konnte sich nur auf Zeitungsberichte zu Menschen mit den ersten Corona-Symptomen und Daten aus den Krankenhäusern stützen. Anders als aber andere Wissenschaftler annahmen, geht er von einer Fischverkäuferin als 1. Corona-Patientin aus. Medienberichte schrieben in der Vergangenheit immer wieder von einem 41-jährigen Buchhalter als Patient Zero, der aber 30 km entfernt vom Tiermarkt in Wuhan wohnte. Er dürfte sich nach einer Zahnbehandlung im Krankenhaus mit Corona infiziert haben, als das Virus längst im Umlauf war.
Dem Studienautor zufolge ist ein umfassendes Verständnis wo, wie und warum es zum Ausbruch des Sars-Cov-2-Virus kam, unbedingt erforderlich, um auch zukünftige Pandemien besser zu verstehen sowie gegebenenfalls besser darauf reagieren zu können. Zudem untermauert die Studie einmal mehr, dass die Gesundheit von Menschen, Tieren und Umwelt eng miteinander verwoben sind. Greift der Mensch zu sehr in den Lebensraum ein, kann das katastrophale Auswirkungen haben, wie die Corona-Pandemie seit mittlerweile fast 2 langen Jahren eindrücklich zeigt.
In eigener Sache: Wir arbeiten unabhängig von Parteien und Konzernen. Um unseren Fortbestand zu sichern, sind wir auf Abonnent*innen angewiesen. Bitte schließen Sie jetzt ein Abo ab und ermöglichen Sie damit unsere Berichterstattung. Danke!