Laut Hochrechnung fehlen in der Hotellerie und Gastronomie in Österreich über 50.000 Fachkräfte. Ein Grund für mich darüber nachzudenken was dringend geändert werden müsste. Denn als gelernter Koch und Betriebswirt, der seit 35 Jahren als Reiseinspektor, Restauranttester, Berater, Präsident von Euro-Toques Österreich und Vizepräsident von Euro-Toques International mit 4.000 Köchen unterwegs ist, mache ich mir große Sorgen wohin wir in Gastronomie & Hotellerie steuern.
Österreich war über viele Jahre in Punkto Tourismus ein absolutes Vorzeigeland. Was Österreich diesbezüglich groß gemacht hat war die gute, fast schon liebevolle Gastfreundschaft, das besondere Bemühen um den Gast. Doch wenn ich heute unterwegs bin, dann sehe ich immer mehr Betriebe die wachsen, die neu entstehen, größer, luxuriöser und protziger denn je.
Es scheint, dass es nur noch um das Übertrumpfen geht. Was wir hingegen brauchen ist eine generelle Arbeitszeitverkürzung, neue Modelle und eine bessere Ausbildung für alle Beteiligten. Immer öfters hat man den Eindruck, dass so manchen Betreiber nur noch das schnelle Geld interessiert. Das wirkliche Bemühen um den Gast ist jedoch verloren gegangen. Auch die Angestellten und deren Weiterbildung zählen vielerorts nicht mehr.
Viele Betriebe zeigen: Es geht auch anders
Ich kenne viele vorbildlich geführte Betriebe, in denen man sich doch noch sehr wohl, ja sehr umsorgt fühlt. Das gilt für viele kleine, familiär geführte Drei-Sterne-Gasthöfe genauso wie für einige luxuriösen Fünf-Sterne-Hotels. Nicht zuletzt dank der Bemühungen der guten, langjährigen Mitarbeiter. Diese Betriebe können auf Ihre Stammgäste und Ihre Weiterempfehlungen zählen.
Wie kann das sein? Es ist im Grunde ganz einfach: Die Mitarbeiter haben geregelte Arbeitszeiten, es gibt eine Fünf-Tage-Woche sowie bereits während der Ausbildung ein entsprechendes Gehalt, interne Weiterbildung und sonstige Vergünstigungen. Und, was auch sehr ins Gewicht fällt, eine Anstellung, die sich über das gesamte Jahr erstreckt.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Ausbildung von jungen Menschen. Was wir dringend benötigen ist eine grundlegende Imageverbesserung unserer Branche mehr Attraktivität, bessere Gehälter. Hier ist auch der Staat gefordert mit Entlastungen unter anderem bei der Lohnsteuer. Der Tourismus hat bei den meisten jungen Menschen generell ein sehr schlechtes Image.
Ein österreichisches Gütesiegel nach französischem Vorbild
Es gibt leider immer noch viele Betriebe, die zögern Matura- und Mittelschul-Absolventen einzustellen. Doch gerade diesen jungen Menschen würden sich viele Perspektiven in Gastronomie und Hotellerie eröffnen. In der Hinsicht muss mit den betreffenden Schulen und Fachschulen aus meiner Sicht viel enger zusammengearbeitet werden.
Ein weiterer wichtiger Punkt in den deutschsprachigen Ländern ist die Bevölkerung, die das gastronomische Angebot wieder schätzen lernen und dafür auch höhere Preise akzeptieren sollte. Als Folge könnten in der Branche dann auch bessere Gehälter bezahlt werden. Gefragt ist da auch die Presse mit in dieser Hinsicht positiveren Artikeln.
Persönlich bin ich der Ansicht, dass es für Gerichte auch Mindestpreise geben sollte, begleitet mit einer Kennzeichnungspflicht für die verwendeten Produkte. Generell sollte diesbezüglich ein unabhängiges österreichisches Gütelabel nach französischem Vorbild gegründet werden. Wir brauchen nicht noch mehr, noch größere Betriebe, vor denen dann die Reisebusse stehen. Auch wenn es sich reimt, Masse verträgt sich schlecht mit Klasse.
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