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Kritik an Tesla & Co: „Wir haben Angst vor eurer E-Revolution“

Es ist ein ungewöhnlicher Einstieg in eine Fernsehdokumentation.

5/6/2023
  • Umwelt
  • International
  • Lieferkettengesetz
  • Klima
Kritik an Tesla & Co: „Wir haben Angst vor eurer E-Revolution“

Es ist ein ungewöhnlicher Einstieg in eine Fernsehdokumentation, die seit kurzem in Spielfilmlänge kostenfrei auf ARTE zu sehen ist und wohl so manchen Blick auf das Thema verändern wird. Man sieht einen Chor von Menschen, die gemeinsam eine Ode an die großen Tech-Giganten unserer Zeit richten: „Nokia, Samsung, Huawei, Tesla, BMW, General Motors, Motorola, Apple, Apple, wir rufen um Hilfe. Wir haben Angst vor eurer E-Revolution. Apple, Apple, wir rufen um Hilfe. Wir haben Angst vor euren Batterien.“

Die Dokumentation „Kobalt, die dunkle Seite der Energiewende“ gibt einen schonungslosen Einblick in die Abgründe der Rohstoffversorgung der globalen Giganten. Ein bedeutsamer Anteil des Kobalts, das als Rohstoff für die Erzeugung von Batterien benötigt wird, etwa für Elektroautos, stammt aus der Demokratischen Republik Kongo. Dieses Land im Herzen Afrikas, über 2,3 Millionen Quadratkilometer groß und mit rund 92 Millionen Menschen bevölkert, ist einer der wichtigsten Lieferanten für die boomende Industrie.

In jedem E-Auto steckt Ausbeutung

Doch entgegen den Werbevideos von Apple, Tesla & Co, hat die Rohstoffgewinnung nichts mit High Tech zu tun und ist alles andere als fortschrittlich. Es sind Kinder ab 8 Jahren, die in selbstgebauten Stollen nach den Metallen schürfen und es zum Spottpreis an chinesische Firmen verkaufen, die mit allen möglichen Tricks die Ärmsten der Armen auch noch übers Ohr hauen. Die volatilen Märkte für E-Autos & Co können mit der regulären Produktion der Metalle nicht versorgt werden und greifen auf diese illegalen Minen zurück.

Schätzungsweise mindestens 20 Prozent der globalen Kobalt-Ausbeute ist auf diese Form der Rohstoffgewinnung zurückzuführen. Es ist also davon auszugehen, dass in jedem Elektroauto, jedem Handy und jedem Computer ein Stück dessen steckt, was ein Kind in Afrika mit seinen bloßen Händen aus der Erde geholt hat. Dass die Leben der Arbeiter kurz und voller Gefahren sind, das erkennt man schnell. Es gibt keine Schutzausrüstung, keine Arbeitsrechte, keine Gesundheitsstruktur. Bloß den täglichen Kampf ums Überleben.

Nur Gesetze können das ändern

Das meiste Kobalt aus den Böden Afrikas wird von chinesischen Konzernen zu extrem günstigen Konditionen aufgekauft, dubiose Deals mit korrupten Eliten haben über Jahre dazu geführt, dass die ausländischen Firmen weitestgehend freie Hand haben. Über Land bis nach Südafrika werden die wertvollen Metalle gebracht, dann weiter mit dem Schiff nach China. Dort entstehen die Batterien, die dann in den Automobilen und Elektrogeräten verbaut und später zum Motor einer für einige wenige hochprofitablen Industrie werden.

Konsumenten in Ländern wie Österreich haben keine Möglichkeit auf die Produktionsbedingungen in Afrika direkt Einfluss zu nehmen, sie könnten sich maximal gegen Zukunftstechnologie entscheiden. Da das jedoch auch keine Lösung ist, wird immer intensiver daran gearbeitet, dass die multinationalen Konzerne in die Verantwortung für die Verbrechen in ihren Lieferketten genommen werden. Unter anderem mit dem „Lieferkettengesetz“, das gegenwärtig auf EU-Ebene verhandelt wird.

Druck von unten aufbauen

Die Stiftung COMÚN ist Trägerin der österreichischen Initiative für ein Lieferkettengesetz und setzt sich bereits seit dem Jahr 2020 dafür ein, dass jene Konzerne, die in Österreich hohe Profite mit dem Verkauf von Elektroautos und technischen Geräten erzielen, auch entsprechend haften müssen. Wenn die Länder Europas in diesem Punkt Einigkeit erzielen, könnte es schon bald zu starken Regeln kommen. Umso wichtiger ist es, dass auch Österreich als EU-Mitglied sich für ein möglichst weitreichendes Lieferkettengesetz einsetzt.

Umso wichtiger ist die Verbreitung von Fernsehdokumentationen wie jene von ARTE, die kostenfrei im Netz abrufbar ist. Diese seltenen Einblicke sind die Grundlage dafür, dass sich mehr gesellschaftliches Bewusstsein darüber aufbaut, dass wir Verantwortung übernehmen müssen und können für die Dinge, die zu uns geliefert werden. Jedoch nicht an den Kassen der Konzerne, wo wir kaum Einblick erhalten, und wenige Alternativen vorfinden, sondern als Kollektiv der Bürger*innen, die gemeinsam die Regeln machen.


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