Wenn man die Werbung der heimischen Energie-Konzerne durchblättert, dann fühlt man sich in einem Paradies der Ökologie. Jedes Unternehmen möchte klimafreundlicher sein als das andere, insbesondere Erdgas wird dabei als vorteilhafter Energieträger verkauft. Dass es sich dabei durchwegs um Greenwashing handelt, hat nun eine Analyse gezeigt. Dabei wurden 56 Energieversorger untersucht, ganze 82 Prozent betreiben Greenwashing.
Denn Erdgas ist keinesfalls „klimafreundlich“, „umweltschonend“ oder „schadstoffarm“, wie von den Unternehmen angepriesen. Es ist genauso wie Öl und Kohle ein fossiler Energieträger und damit nicht nachhaltig. Als „Energieträger der Zukunft“ wird Erdgas gar von manchen angepriesen, nach Meinung von Expert*innen ist aber das Gegenteil der Fall. Der Ausstieg aus jeglicher Nutzung fossiler Brennstoffe muss das Ziel sein.
Der Schmäh mit den Zertifikaten
Hochproblematisch empfinden die Expert*innen aber auch den Zertifikats-Schmäh. Dabei vermitteln die Konzerne den Eindruck, dass sie „klimaneutrales“ Erdgas liefern würden, weil sie sich an einem Zertifikatsprogramm beteiligen. Dabei zeigt sich, dass hier „teils in fossile Energie investiert wird, um die Emissionen aus fossiler Energie auszugleichen“, wie die Autor*innen der Analyse schreiben. CO2-Kompensation könne die Krise nicht lösen.
Auch werben einige Anbieter mit der „Regionalität“ des Erdgases, dabei werden nur 10 Prozent des Bedarfs tatsächlich in Österreich gewonnen – der Großteil wird aus Russland importiert. Und nicht zuletzt wird die Beimengung von Biogas in einem sehr geringen Ausmaß kritisiert, wo manche Anbieter sogar mit dem Slogan „der Gastarif für Klimaschützer“ werben, wovon ganz und gar nicht die Rede sein könne.
Erdgas löst keine Probleme
Seit den 1990er-Jahren ist der Erdgasverbrauch massiv angestiegen, über 90 Prozent wird importiert, die eigenen Reserven Österreichs nehmen ab, die Produktion ist rückläufig. Der Ausbau von Erdgas baut also auf Importen auf und vergrößert damit die Abhängigkeit. Der Ausstoß von Emissionen bei der Verbrennung von Erdgas ist nur um 25 Prozent geringer als bei Heizöl, bei der Gewinnung wird die Umwelt massiv geschädigt.
Die Expert*innen kommen daher zu einer klaren Einschätzung: „Ein Produkt als ökologisch oder umweltfreundlich zu benennen, das zum Großteil aus fossiler Energie besteht, ist aus unserer Sicht eindeutig als Greenwashing zu bezeichnen.“ Ihre Schlussfolgerungen sind, dass die Rolle von Erdgas als fossilem Energieträger künftig nicht mehr heruntergespielt, sondern stattdessen realistische Ausstiegsszenarien formuliert werden sollten.
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