In einer einzigen Mülldeponie in Ghana landen über 250 Millionen Kilo an europäischem Elektroschrott – jedes einzelne Jahr. Der Export elektronischen Mülls aus der Europäischen Union ist eigentlich seit Jahren strikt verboten, doch über die Deklaration der Geräte als „gebrauchte Waren“ wird das Verbot einfach umgangen. Aus den Smartphones, Bildschirmen, Tastaturen und Fernsehern werden am offenen Feuer in den Deponien die begehrten Rohstoffe wie Kupfer, Eisen und Aluminium rausgeholt, oftmals von Kindern.
Die Rohstoffgewinnung aus Elektroschrott stellt für viele Menschen oftmals die einzige Einnahmequelle dar. Durch ihre Arbeit in den Mülldeponieren können sie umgerechnet 2 bis 3 Dollar pro Tag verdienen – gerade mal genug, um die basalen Lebensbedürfnisse zu decken. Sie zahlen einen hohen Preis dafür, denn die bei der Verbrennung erzeugten Giftstoffe gelangen in den Boden, ins Wasser und in die Luft. Sie werden von den Menschen, die rund um die Müllberge leben, aber auch über die Nahrung aufgenommen.
Giftige Eier
So zeigt eine aktuelle Studie der Weltgesundheitsorganisation der Vereinten Nationen (WHO), wie stark etwa Eier mit Giftstoffen belastet sind. Damit soll exemplarisch verdeutlicht werden, wie gefährlich selbst die Nahrungsaufnahme vor Ort ist: „Ein Kind, das ein Hühnerei aus Agbogbloshie, einer Mülldeponie in Ghana, isst, nimmt 220-mal den europäischen Lebensmittel-Grenzwert an chlorierten Dioxinen auf“ sagt dazu etwa die Studienautorin Marie-Noel Brune Drisse laut einer Meldung der DPA.
Dem WHO-Bericht zufolge arbeiten Millionen Kinder in der Ressourcengewinnung aus importiertem Müll. Auch bis zu 13 Millionen Frauen arbeiten im informellen Müllsektor und setzen damit sich und ihren ungeborenen Kindern einer hohen Schadstoffbelastung aus. Das Problem wird von Jahr zu Jahr größer, so stieg die Menge an Elektronik-Müll seit 2015 um satte 21 Prozent an. Insgesamt werden Schätzung zufolge nunmehr über 53,5 Milliarden Kilo Elektromüll jährlich produziert, nur ein kleiner Teil davon wird richtig entsorgt.
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