Wenige Euro pro Kilogramm kostet sie und liegt aktuell in vielen Supermärkten im ganzen Land in Tiefkühltruhen: Die sogenannte Frühmastgans. Die Truhen werden von den Handelskonzernen gerne in der Nähe der Kasse aufgestellt, sie sollen offenbar zum Impulskauf verleiten. Auf dem Weg zum Ausgang also noch schnell eine in buntes Plastik eingeschweißte Tiefkühl-Gans mitnehmen? Besser nicht.
Vielen Menschen ist nicht bewusst, dass es sich dabei um ein in vielerlei Hinsicht hochproblematisches Produkt handelt. Zunächst stammt die Tiefkühl-Gans aus dem Ausland, zumeist aus Ungarn. Der Spruch „Feines aus Ungarn“ steht etwa auf der Plastikhülle der Gans der Firma GOLDENFOOD, einem Konzern aus dem Osten. Dort werden die Tiere auf engstem Raum in gigantischen Fabriken gehalten, unter widrigsten Bedingungen.
Die „Turbo-Gänse“ aus der Fabrik
Dass jeder Griff zur Importgans auch ein Angriff auf die heimische Landwirtschaft ist, das wird wohl nicht allen klar sein. Weil die Produktionsbedingungen in Österreich deutlich besser sind als in Ungarn, kosten die Produkte auch etwas mehr – wer stattdessen zur Importware greift, der stützt damit die Agrarkonzerne aus Polen, Ungarn & Co. Das sollte man wissen, wenn man zur bunten „Frühmastgans“ bei BILLA oder SPAR greift.
Apropos: Was bedeutet diese Bezeichnung eigentlich? Es heißt, dass die Tiere innerhalb von nur wenigen Wochen auf ihr Schlachtgewicht gebracht werden. Sie verbringen ihr Leben nur in der Fabrik, keine Sekunde im Freien. Statt bis zu 6 Monate zu leben, werden die „Frühmastgänse“ in rund 10 Wochen hochgemästet. Das ist deutlich billiger in der Erzeugung, aber auch mit erheblichen Nachteilen für die Tiere verbunden.
Systematische Tierqual
Schon vor Jahren hat die NGO „Vier Pfoten“ darauf hingewiesen, was sich hinter der Bezeichnung „Frühmastgans“ alles aus Perspektive des Tierschutzes verstecken kann: „Diese Bezeichnung ist nicht geschützt und steht häufig für intensive Stallhaltung ohne Weidegang. Dabei werden die Gänse in zehn Wochen mittels konzentriertem Mastfutter auf ihr Schlachtgewicht gebracht.“ Und dabei bleibt es leider nicht, wie die NGO ausführt:
„Um den Mastvorgang noch zu beschleunigen und die Gänse zu verstärkter Nahrungsaufnahme zu animieren, wird den Tieren durch Beleuchtung ein künstlicher Tagesrhythmus vorgetäuscht. Jedes Tier hat nur einen halben Quadratmeter Platz. Das entspricht etwa einer Seite einer großformatigen Tageszeitung. Außerdem wird dem Wassergeflügel weder Auslauf noch eine Badegelegenheit geboten.“
In eigener Sache: Wir arbeiten unabhängig von Parteien und Konzernen. Um unseren Fortbestand zu sichern, sind wir auf Abonnent*innen angewiesen. Bitte schließen Sie jetzt ein Abo ab und ermöglichen Sie damit unsere Berichterstattung. Danke!